„Diese Erfahrungen führten bald zu allerhand Verfeinerungen des Unterstandsbaus, zu dem der Wald seine Stämme in reicher Fülle lieferte. Gleichzeitig mit dem Ausbau der Gräben, die schon in den ersten Oktobertagen das Bild eines Maschennetzes annahmen, entstanden damit auch die Argonnenhütten, von denen die des Regimentsstabs und der Bataillonskommandeure an der bereits erwähnten Westostschneuse die ersten waren. Emsig wurde an die Arbeit gegangen und auch bei Tag gestattete der dichte Wald die Arbeit auf freiem Boden. Nur der vom jenseitigen Hang herüberkommende Kugelregen nötigte zeitweilig zur Unterbrechung. Hauptsächlich zur Abendzeit gebärdeten sich die Franzosen in ununterbrochenen Salven wie wild und bald hatte sich dieses sinnlose, aber immer wiederholte Schießen den Namen „Abendsegen“ eingetragen. Sobald er einsetzte, warf sich alles platt auf den Boden und ließ die Kugeln über sich hinwegpfeifen, deren Surren, Zischen und Singen in der Luft und im Blätterwerk im Verein mit dem hellen Schlag der Baumquerschläger eine merkwürdige Musik abgaben. Dabei schoß der Franzose viel zu hoch und es kam nicht allzu selten vor, daß verirrte Kugeln über den Wald hinweg bis Binarville flogen, wo sie an einer Haustüre oder einem Scheunentor mit einem letzten Seufzer ihre Laufbahn beendeten. Aber es gab doch auch manchen Zufallstreffer dabei und kaum ein Tag verging, wo man nicht Kameraden zum Waldfriedhof hinauftrug.“
aus: „Die Ulmer Grenadiere an der Westfront“,
Stuttgart 1920
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen