„Unser
Vorstoß am 5. November ließ die Franzosen nicht ruhen. Am Sonntag, den 22.
November, machten sie einen neuen Vorstoß aus Linie Arracourt – Bures gegen
Juvrecourt und Réchicourt. Sie hatten wohl die Absicht, unsere Vorpostenlinie
über die Grenze zurückzudrücken und die Grenzhöhen mit den guten
Beobachtungspunkten uns zu entreißen. Bei Réchicourt kamen sie zunächst voran, wurden
dann im Gegenstoß zurückgeworfen. Dort waren auch 3 Kompagnien des III.
Bataillons von Kleinbessingen aus eingesetzt. Die eingesetzten Kompagnien
nahmen den Gegner (Infanterie, Kavallerie und Panzerautos) unter wirksames
Feuer, worauf sich dieser fluchtartig in seine Ausgangsstellung zurückzog.
Verluste des Bataillons: Oberleutnant Schall, Führer der 10. Kompagnie, und 1
Mann tot, 9 Mann verwundet.
Ernster
war die Lage bei Höhe 267 und am Grenzsattel. Generalmajor v. Göz erhielt 12
Uhr mittags den Befehl, den Defensivflügel von Höhe 300 bis Xanrey zu
übernehmen. Morgens war das I. Bataillon durch das II. Bataillon abgelöst
worden. Schon während der Ablösung von 7.40 Uhr ab setzte starkes feindliches
Artilleriefeuer auf Grenzsattel und Juvrecourt ein. Der Gegner entwickelte von
9.30 Uhr ab Schützenlinien in Stärke von mehreren Kompagnien in Richtung Höhe
267–Grenzsattel–Juvrecourt. Ein Halbzug der 7. Kompagnie, welche als
Vorpostenreserve auf Höhe 300 lag, wurde der 5. Kompagnie des bayr. Inf.-Reg.
14 (Parst) auf deren Bitte zur Verfügung gestellt. Die Kompagnie war durch
Artilleriefeuer und den Angriff überlegener Kräfte hart bedrängt. Damit sich
nicht die Lage vom 26. Oktober wiederhole, wurden auch die beiden anderen Züge
der 7. Kompagnie (ein Halbzug war der 6. Kompagnie zur Unterstützung zugeteilt)
auf Höhe 267 eingesetzt. Hauptmann Niethammer übernahm dort die Leitung der
Verteidigung, da der Kompagnieführer und eine Anzahl seiner Leute verwundet
waren. Hauptmann Niethammer sammelte die Bayern und setzte zunächst nur zwei
Halbzüge seiner Kompagnie unter der Führung von Leutnant Kröner und
Vizefeldwebel Öchsler gegen feindliche Schützenlinien im Talgrund ein. Diese
Schützenlinien des Gegners erlitten starke Verluste und wichen zurück. Nun
setzte der Gegner nachmittags 3 Uhr mit 4-5 Kompagnien zum Hauptstoß auf 267
an, an dem sich auch 6 Panzerautos, welche bei Arracourt auffuhren, mit
lebhaftem Maschinengewehrfeuer beteiligten. Da zugleich auch starkes
feindliches Artilleriefeuer auf 267 lag, stand die Lage zwischen 3 und 5 Uhr
nachmittags kritisch. Hauptmann Niethammer setzte nun auch seinen Reservezug
ein, doch wagte der Gegner den Sturm auf den Wald nicht; der Angriff blieb im
Feuer stecken. Gegen 5 Uhr wirkte der Vorstoß unseres III. Bataillons bei Réchicourt
und Flankenfeuer aus Richtung Juvrecourt auch hier entlastend, der Gegner baute
ab. Die 12. Kompagnie, welche zusammen mit einer bayr. Kompagnie von 4.30 Uhr
ab zum Flankenstoß auf den zurückweichenden Gegner ansetzte, kam infolge
einbrechender Dunkelheit nicht mehr zum Feuern. – Die 7. Kompagnie unter
Hauptm. Niethammer hatte die Hauptlast getragen; der 22. Nov. 1914 ist ein
Ehrentag für die Kompagnie. Ihre Verluste waren in Anbetracht des starken
feindlichen Kräfte- unsd Munitionseinsatzes mäßig: 5 Schwerverwundete, wovon 3
starben. Gesamtverluste des Regiments: 1 Offizier, 5 Mann tot, 2 Offiziere, 12
Mann verwundet.“
aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1923
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