„Es war
am 3. November. Tags zuvor war Hohrodberg von unserer Artillerie belegt worden,
worauf III. Bataillon vorgefühlt hatte. Vierhundert Köpfe Nachersatz waren am
Morgen des 3. November eben noch aus der Heimat angelangt, mit denen die
Kompagnien aufgefüllt werden konnten und das schickte sich gut, da 800 Gewehre
gefehlt hatten. Dann wurde aufmarschiert. Es galt der Höhenkette Barrenkopf
(980 Meter) – Kleinkopf (943 Meter) – Hörnleskopf (841 Meter), respektablen
Waldbergen, auf denen die Franzosen eingeschanzt saßen. Das IV. Bataillon
machte dreiendrittel Kompagnien frei, ging also mit falst allen Mann aus seiner
Linie vor, in der nichts blieb als zwei Drittel 14. mit dem Auftrag, den
Großhörnles- und Combekopf zu beschäftigen. Hier ließ man es auf feindliche
Gegenzüge, die in dem unübersichtlichen Gebiet leicht bedenklich werden
konnten, ankommen und behielt mit dieser etwas gewagten Rechnung auch Recht,
denn in dieser Richtung ereignete sich kein Rückschlag. Übrigens wurde diese
Angriffsgruppe unmittelbar von der Brigade „von Frech“ befehligt, ebenso wie
die vier Batterien des Münstertals, während unserem Regimentskommandeur General
von Sprösser die Erstürmung des kleinen Hörnleskopfes als Abschnitt II
zugeteilt war. Da die Front bis hinüber zum Obersolberg und zum Wirtshaus Rieth
beim Kahlerwasen besetzt belassen werden mußte, standen für den Hörneskopf nur
dreienhalb aus dem I.–III. Bataillon zusammengekratzte gemischte Kompagnien
nebst einer Handvoll von Pionieren zur Verfügung; die 10./L. 121 behielt sich
die Brigade als Reserve vor. Sechseinhalb bis sieben Kompagnien, dazu ein
Regiments- und vier Bataillonsstäbe, das war die Macht, welche sich gegen die
in der Luftlinie zwei Kilometer breite, mächtige Bergreihe in Aufwärtsbewegung
setzte. – Von zehn Uhr vormittags an hatte unsere Artillerie die Angriffsziele
vorbereitend beschossen, ohne lebhaftes Feuer herauszubringen; ein Uhr nachmittags trat die Infanterie an.
Wie zu
erwarten, nahm der rechte Flügel zuerst mit dem Feind Fühlung; die 13.
Kompagnie warf vorgeschobene Postierungen am Barrenkopf zurück und faßte nun
nach der Hauptstellung, die sich wohl befestigt von unseren Granaten leider
unberührt zeigte und gewaltig Abwehr schoß. Da waren Drahtverhaue und
Drahtzäune, dahinter freigelegtes Schußfeld bis zu den frontal feuernden
Feindgräben und über die Hindernisse strichen flankierende französische
Maschinengewehre von rechts her; Alpenjäger quollen gegen die rechte Flanke der
Kompagnie und kurz darauf wurde auch ihr linker Flügel mit Umfassung bedroht,
denn die 16., welche hier hatte anschließen sollen, war noch nicht zur Stelle.
Nicht mehr angreifend, selbst angegriffen, hatte die 13. sich nach drei Seiten
zu behaupten, ohne geradeaus voranzukommen, da sie mit Drahtscheren nicht
versehen war und den Drahtgürtel des Gegners nicht zu durchbrechen vermochte.
Keine Besorgnis; der Batailonskommandeur Oberstleutnant von Capoll, Veteran von
1870, setzte einen neuen Hebel an mit seinem – einzigen – Reservezug (ein
Drittel 14./L. 121), den er gegen den Druck auf seine Linke führte, um zunächst
hier Luft zu schaffen, er selbst in seinem schneeweißen Haar voraus, die
Leutnants Seitz und Hubmann an seiner Seite. Seinem Anlauf in die Flanke aber
prallte überraschend ein Gegenstoß französischer Alpenjäger, die sich in Mulden
ungesehen angeschlichen hatten. Von vorn Infanterie- und M.-G.-Feuer, nach
rechts Bajonettkampf, Feinde auch linker Hand – unhaltbar, und von Capoll
befahl seiner Umgebung langsames Zurückgehen; er selbst wich keinen Schritt.
Zuletzt war er, den Revolver handhabend, im Gewühl gesehen worden, neben ihm im
Nahkampf die Leutnants Seitz und Hubmann, das war das Letzte, und er blieb mit
seinen Getreuen vermißt.
Die
Umklammerung war nicht gesprengt und unter ihrem Einfluß mußte die 13.
Kompagnie schließlich ihre vorderste Linie ein Stück weit zurückstecken, wo sie
dann unter günstigeren Bedingungen bis in die Nacht weiterfocht; die Einnahme
des Barrenkopfes aber war gescheitert.“
aus: „Das 8. Württembergische Landw.-Infanterie-Regiment
Nr. 121 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1925
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