„So waren
wir drin im Grabenkrieg. Zwar hatten wir weder Maschinengewehre noch
Nahkampfwaffen, auch fehlten uns Seitengewehre – der lange Kavalleriedegen war
ja nur als Lanzenersatz zu Pferde gedacht – und unsere schweren Reiterstiefel,
die die langen Fußmärsche noch beschwerlicher machten und mit deren Sporen man
dauernd im Graben hängen blieb, konnten auch kaum als Ausgleich betrachtet
werden, aber es ging auch so. Unserer Schützentätigkeit war namentlich wegen
des sehr geringen Schußfeldes, obwohl der Engländer im Mittel kaum 500 Meter
entfern lag, sehr gering. Wir waren lediglich auf die Abwehr angewiesen. Auch
die feindliche Infanterie war tagsüber sehr ruhig, nur einzelne Kunstschützen
wesentlich vorwärts ihrer eigenen Front, von uns mit dem Ehrennamen „Rüben-
oder Häuserschwein“ belehnt, belästigten uns durch ihr wohlgezieltes Feuer den
ganzen Tag, ohne daß es uns gelingen wollte, ihren Standpunkt wirklich
festzustellen, geschweige sie zu beseitigen. Jeden Abend dagegen eröffnete die
feindliche Grabenbesatzung ein wahnsinniges Schnellfeuer, genannt der
Abendsegen, der von uns grundsätzlich mit Stillschweigen erwidert wurde. Der
Zweck dieses Abendsegens ist uns unverständlich geblieben und läßt sich einzig
und allein als eine Angstäußerung erklären. Dagegen war die feindliche
Artillerie, die stark mit mittlerer untermischt und von unserer Artillerie
infolge Munitionsmangels so gut wie gar nicht bekämpft werden konnte, fast
immer den ganzen Tag tätig. Es darf wirklich Heldenmut genannt werden, womit
ihr andauerndes Feuer sowohl gegen unsern Graben, der an unserem Frontabschnitt
erst nächtlicherweile aus bescheidenen Anfängen in einen solchen für stehende
Schützen vertieft werden mußte, als besonders gegen die Douve-, Croix- und
Potterieferme, in denen sich die Regiments- und Brigadestäbe befanden, ertragen
worden ist. Unser Verdienst wird dadurch nicht geringer, daß unsere Verluste
dort nur 2 Tote und 4 Verwundete betragen haben.“
aus: „Dragoner-Regiment „König“ (2. Württ.) Nr. 26 im
Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
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