Dienstag, 2. Dezember 2014

2. Dezember 1914


„Die 26. Division versammelte sich zunächst und trat den Marsch auf Osmolin an. Am 2. Dezember 1914 war Sanniki erreicht. Es war Mittag vorüber, als das Regiment am Ostrand des Städtchens wie auf dem Exerzierplatz sich zum Angriff entfaltete: I. Bataillon rechts, II. Bataillon links der Straße; III. Bataillon Regiments-Reserve. Die vordere Schützenlinie trat an, hinter der Mitte und seitwärts gestaffelt folgten geschlossen die Unterstützungen. Kosakenbanden bei Brzycie links der Straße wurden durch das flotte überholende Vorwärtsschreiten des weniger bedrohten I. Bataillons vertrieben und verschwanden im Wald.

Ein schneidiger Angriffsgeist steckte in der Truppe, die sich auch im „Russenfang“ von den anderen nicht übertrumpfen lassen wollte. Mehrere Kilometer waren schon zurückgelegt. Tiefe Stille lag wieder auf der Landschaft, es dämmerte schon stark. Die Vordersten hatten wieder ein kleines Gehöft durchschritten, da krachte plötzlich eine furchtbare Salve aus vielen hunderten Russengewehren und M.-G. gegen uns, ein Höllenlärm erfüllte die Luft! – die Schützen warfen sich hin, die Unterstützungen füllten auf und kurz darauf hört man durch das wilde Feuer hindurch von hinten die Klänge des Yorkschen Marsches – das war das Zeichen zum Sturm! Das Bataillon Schott rückte an. Und nun wurde gestürmt so wild und so blutig wie selten im Krieg; der Sturm führte das Regiment bis auf den Park von Wsceliwy. Die Russen wehrten sich verzweifelt. Hier fiel der tapfere Fahnenträger des I. Bataillons, Unteroffizier Schöninger aus Weilderstadt, nachdem sein trefflicher Vorgänger, Unteroffizier Eberhardt, gefallen war. Helle Begeisterung stand ihm auf dem Gesicht geschrieben, als er neben dem Kompagnieführer der 1. Kompagnie die enthüllt wehende Fahne vorantrug. Da traf ihn, noch ehe der Park erreicht war, eine sofort tötende Kugel in die Brust.“

aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918““, Stuttgart 1921

 

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