„Am
Morgen des 25. waren auf der ganzen Linie beim Gegner lebhaftere Bewegungen
bemerkbar, insbesondere suchten seine Patrouillen überall nahe an unsere
vordersten Linien heranzüfühlen. Auf dem linken Flügel beobachtete man 6
Kompagnien auf dem Marsch von Rodern nach Oberaspach. Um 12 Uhr mittags an
diesem windigen und kalten Weihnachtsfest, gingen starke feindliche
Schützenlinien vom Westausgang von Oberaspach auf den Bahnhof Aspach und die
Bahnlinie vor. Auch am Bahnwarthaus im Michelbacher Wald zeigten sich starke
Abteilungen. Alle diese Schützenlinien nähern sich in sehr weiten Abständen dem
Bahndamm. Die Stärke schätzt man auf ungefähr 10–12 Kompagnien. Es hat zuerst
den Anschein, als wolle der Gegner gegen das Ochsenfeld vorstoßen. Eine
Offizierspatrouille der 1. Kompagnie, die dort liegt, wird zur Aufklärung gegen
den Bahndamm vorgetrieben. Sie stellt die Angriffsmaßnahmen des Gegners fest,
ihr Führer, Leutnant Weitbrecht, wird dabei schwer verwundet.
Um ¾1 Uhr
setzt nun schlagartig die französische Artillerie mit allen Kalibern auf der
ganzen Linie ein. Niederaspach brennt bald an 3 Stellen, in der Idiotenanstalt
steht die Turnhalle in Flammen. Die 9. und 10. Kompagnie wird nach Niederaspach
vorgezogen und erreicht den Ort glücklich, trotz des lebhaften Infanterie- und
Schrapnellfeuers, das auf sie niederfegt, als sie deckungslos über die Wiesen
zwischen Schweighausen und Niederaspach in dünnen Schützenlinien hinweggehen
muß. So steht um 1 Uhr mittags das ganze Regiment in vorderster Linie
kampfbereit.
Verfolgen
wir zuerst die Kämpfe auf dem nördlichen Teil, im Raum von Uffholz–Sennheim. Hier
liegt das Artilleriefeuer am stärksten auf Steinbach, wo die 8. Kompagnie
eingesetzt ist und auf den Höhen zwischen Steinbach und Uffolz, wo die 5.
Kompagnie steht. Diese hatte noch am Morgen unter Anleitung einer kleinen
Pionierabteilung mit Unterstützung einer Arbeiterkompagnie die Stellung
ausgebaut und verstärkt. Da geht der Gegner um ½3 Uhr mit seiner Infanterie zum
Angriff über. Breite Schützenlinien laufen gegen Steinbach und die Höhen vor
Uffholz an. Ihre Artillerie hämmert auf die deutschen Linien. Bis auf 500 Meter
kommen sie auf den Höhen heran und graben sich unter dem Schutze ihrer ratternden
Maschinengewehre ein. Die 3. Kompagnie hatte die Linien der 5. verstärkt und
nach rechts verlängert. Über die Weinberge von Sennheim war sie im heftigsten
Granat- und Schrapnellfeuer zur Unterstützung der schwer bedrängten 5.
Kompagnie herangekommen. Zwischen beiden wurden noch 1½ Züge der 3. Kompagnie
des zur Verstärkung herangezogenen Landsturmbataillons Mannheim eingesetzt. So
gelang es dem weiteren Vordrängen der Franzosen hier einen Riegel
vorzuschieben, der Gegner erlitt in unserem Infanteriefeuer erhebliche
Verluste, sein Angriff stockte.
Auch vor
Steinbach ging es ihm nicht anders. Aus der Richtung Schletzenburg und
Hirnlesstein ging er hier mit mehreren Zügen in losen Schützenlinien vor. Die
8. Kompagnie nimmt ihn unter Feuer, in dem sein Angriff zusammenbricht.
Auf der
Höhe 425 versuchen feindliche Schützenlinien in Stärke eines Bataillons am
Nordabhang der Höhe gegen die Stellungen der 6. vorzugehen. Der Franzmann
glaubt mit seiner Artillerie die Deutschen erledigt zu haben. Da schlägt ihm
wider Erwarten kräftiges Feuer entgegen, aus der Flanke schießen Teile der 8.
in sie hinein und mit großen Verlusten fluten die Franzosen in die Wälder
zurück.
Die
Stellungen am Südhang der Höhe 425 und im Thur-Tal griff der Gegner an diesem
Tage mit Infanterie nicht an, während er dafür sein Artilleriefeuer äußerst
heftig auf diesen Teil niedergehen ließ. Die dort liegende 4. Kompagnie zog
ihre 3 Züge nach dem vordersten Gebäude vor. „Kleine Gebirgsgeschütze,
Feldgeschütze und schwere Batterien wetteifern“, heißt es in einem
Feldpostbrief, „miteinander, die Häuser unserer Fabrik zu einem Schutthaufen
zusammenzuschießen und unsere Schützengräben, die wir den ganzen Tag besetzt
hielten, einzuebnen. Wir haben den Verlust manches braven Landwehrmannes zu
verzeichnen. Unsere wiederholt während des Gefechts instandgesetzte
Telephonleitung war inzwischen wieder abgeschossen, so daß jede rückwärtige
Verbindung ausgeschlossen war, umso mehr, als eine Überbringung von Meldungen
durch Gefechtsordonnanzen wegen des tollen Schrapnellhagels fast unmöglich
geworden war. Als gegen Abend die Franzosen auf 425 vorgehen, kann unser
rechter Flügel sie aus der Flanke unter Feuer nehmen. Zugleich wurde das
Schwächerwerden des feindlichen Artilleriefeuers von uns dazu benützt, unsere
Toten und Verwundeten aus den Gräben herauszutragen und zurückzuschaffen. Ein Zug
hielt über Nacht unsere Gräben besetzt, während die beiden anderen in den
zusammengeschossenen Gebäuden ein notdürftiges, wenn auch feuchtes Nachtlager
fanden. Die Räume stehen teilweise unter Wasser. Auf Kisten und Brettern hocken
die Leute herum, das Gewehr schußbereit im Arm. Die Verpflegung erfolgte in der
Hauptsache aus den Weihnachtspaketen. Spät in der Nacht gelingt es den braven
Feldküchen, sich bis zu den Baudryfabriken vorzuarbeiten und ihr warmes Essen
an die Mannschaft zu verteilen.“ Mit Einbruch der Nacht wird die 7. Kompagnie,
die den Tag über in den Schützengräben um Sennheim in ebenso heftigem
Artilleriefeuer lag, herausgezogen und zum Schutze der rechten Flanke des
Regiments nach Uffholz herübergeworfen. Sie besetzte sämtliche Ausgänge diese
Ortes und stellte die Verbindung mit der Höhe gegen Steinbach durch Patrouillen
her. Um Mitternacht wurde sie durch eine Kompagnie des Inf.-Reg. 25 verstärkt,
die die seither vorhandene Lücke zwischen diesen beiden Regimentern schloß.
Gegen 7
Uhr abends versuchte der Gegner noch einmal seine Infanterie auf der Höhe von
Uffholz und Steinbach vorzutreiben und dort Schützengräben auszuheben. Er wurde
aber durch das lebhafte Feuer der 3. und 5. Kompagnie wieder zurückgetrieben.
Bei diesem Kampf wurde der kleine Scheinwerfer, der so viel treue Dienste
getan, von den Franzosen zerschossen.
Während
der Nacht feuerte die feindliche Artillerie ununterbrochen auf Sennheim,
Uffholz und Umgebung, insbesondere auf die Zufahrtsstraßen. Wiederholt
versuchten feindliche Patrouillen vorzufühlen, namentlich auf 425, aber
jedesmal ohne Erfolg. In der Nacht kam noch die 3. und 4. Kompagnie des
Landw.-Inf.-Reg. 40 zur Unterstützung und wurde auf 425 und in Steinbach
eingeschoben. Außerdem kam in der Nacht das Inf.Reg. 25 in Wattweiler an, um
den Gegner am nächsten Tage aus seinen neu eingenommenen Stellungen östlich der
Herrenfluh am Waldrand gegen Steinbach und Wattweiler zu vertreiben. Das I. und
II. Bataillon trat noch in derselben Nacht unter den Befehl von Oberst v.
Strantz und sollte den Angriff des Regiments 25 in der Front unterstützen.“
aus: „Das Württembergische Landwehr-Inf.-Regiment
Nr. 119 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
Ausschnitt aus „Karte des Deutschen Reiches 1:100 000 West“, Blatt 642 Gebweiler
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen