„Treumund
Strebel
*4.
Oktober 1881 in Riet (Württ.) Nic. W. 1899. Pfarrer in Steinkirchen.
Unteroffizier*) Landw.I.R. 123. † 26. Januar 1915 beim Hartmannsweilerkopf.
Treumund
Strebel ist geboren am 4. Oktober 1881 in Riet O.-A. Vaihingen a. E. als
ältester Sohn des Pfarrers Martin Strebel, späteren Stiftspredigers in
Oberstenfeld. Nach einer sonnigen Kindheit in Riet und seit 1886 in Musberg bei
Stuttgart, kam er mit 10 Jahren in die Lateinschule nach Böblingen, wo er im
Hause von Oberlehrer Hinderer Aufnahme fand. 1895–1899 besuchte er die Seminare
Maulbronn und Blaubeuren. Im Herbst 1899 bezog er als Theologe die Universität
in Tübingen und trat hier unserer Nicaria bei. Manches bleibende
Freundschaftsband hat sich hier geschlungen. Sein seltener Vorname wurde auch
sein Kneipname. In schönster Erinnerung sind ihm auch die zwei Semester im
Tholuck-Konvikt in Halle a. S. (Herbst 1901/02) geblieben, die ihm wesentlich
zur Erweiterung seines Gesichtskreises dienten.
Nach der
ersten theologischen Dienstprüfung in Tübingen (Sommer 1903) erfüllte er seine
militärische Dienstpflicht in Erlangen. Als Anstaltsvikar bei seinem Vater in
Stetten i. R. begann er seinen kirchlichen Dienst (1904/06). Zwei weitere Jahre
war er Stadtvikar in Untertürkheim (1906/08); es folgte die Pfarrverweserzeit
in Sulz bei Nagold, Darmsheim (unmittelbar nach dem großen Brand) und
Nordhausen. Seit 15. Dezember 1909 hatte er die erste eigene Gemeinde, die auch
seine letzte sein sollte, in Steinkirchen O.-A. Künzelsau. Bald war er mit ihr
aufs engste verbunden und hat sich namentlich auch um eine Kirchenerneuerung
sehr bemüht. Am 26. April 1910 führte er Julie, geb. Kommerell von Waiblingen,
als Lebensgefährtin heim. Drei Kinder wurden den Eltern geschenkt, von denen
das jüngste, Siegfried, wenige Tage nach dem Heldentod des Vaters geboren
wurde, noch ehe die Nachricht von seinem Tode in die Heimat gelangt war.
Bei
Kriegsausbruch hatte Treumund sich am dritten Mobilmachungstag bei der Sanität
in Ulm zu stellen. Als ausgebildeter Soldat hielt er es jedoch für seine
Pflicht, sich alsbald zum Dienst mit der Waffe zu melden. So rückte er als
Unteroffizier in der zweiten Kompagnie Landw.-Inf.-Reg. 123 ins Feld, zunächst
nach Neubreisach. Am 28. August 1914 machte er bei Winzenheim westlich von
Colmar das erste Gefecht mit, in dem starke französische Heeresteile ins
Münstertal zurückgeworfen wurden. Mit dem 1. September begannen für seine
Truppe die aufreibenden, zermürbenden Kämpfe in den Vogesen, in der Nähe von
Gebweiler, anstrengende Märsche, große Strapazen und Entbehrungen, ermüdender
Vorpostendienst, gefährliche Patrouillengänge, oft in unwegsamem Gelände. Das
Schwere war dabei, daß der Gegner meist unsichtbar blieb; aus sicherem Versteck
oder von Bäumen herab schossen die Alpenjäger auf unsere Leute. Eine rechte
Erquickung war es für Treumund, daß er in diesen Monaten dann und wann als
Pfarrer einen Gottesdienst halten durfte, das erstemal in einem Fabriksaal in
Schweighausen; Major Sprandl dankte ihm am Schluß mit Tränen im Auge. Mehr als
einmal konnte er auch Samariterdienste tun; wiederholt hat er mit eigener
Lebensgefahr verwundete Kameraden aus dem Feuer getragen. Ein Lichtblick in dem
kräfteverzehrenden Dienst waren wiederholte Feldwachen im Pfarrhaus zu Murbach
mit seiner berühmten Klosterkirche; der katholische Pfarrer Gava kam ihm mit
Herzlichkeit entgegen und war rührend auf sein und seiner Leute Wohl bedacht.
Die kurze weihnächtliche Ruhe in Bühl bei Gebweiler wurde jäh gestört durch die
Kämpfe bei Sennheim. Am 9. Januar 1915 hatte sein Bataillon die schwere
Aufgabe, gegen die französische Ringburg auf dem Hartmannsweilerkopf
vorzustoßen; der tüchtige Major Sprandl fiel, mit ihm ein Leutnant und 24 Mann.
Treumund hatte mit einem kathol. Pfarrer die Beerdigung der Gefallenen zu
halten; er las Worte aus Psalm 90 und 2. Samuel 1 und sprach dann kurz und
ergreifend. Wenige Tage später traf ihn selbst die tödliche Kugel.
Schon im
Dezember ließen seine Briefe große Müdigkeit spüren: „Ich muß froh sein, wenn
die Kraft grad noch reicht“, schrieb er am 17. Januar an seine Frau. Am 26.
Januar hatte er an der Spitze einer 15 Mann starken Patrouille gegen Jägertanne
und Molkenrain hin aufzuklären. Unvermutet stieß er dabei auf eine französische
Feldwache, erhielt einen Schuß durch die Stirne und war wohl sofort tot. 12–20
Alpenjäger sprangen vor und umringten ihn. Seine Abteilung wich zurück. Leider
gelang es auch später nicht, den Gefallenen zu bergen. Sein Kompagnieführer,
Hauptmann Sautter, schrieb damals den Eltern: „Ihr Sohn war ein ganzer Mann,
ein pflichttreuer, mutiger Soldat, ein wackerer Kamerad und von seinen Leuten
als Vorgesetzter geliebt und verehrt, ein liebenswürdiger, warmfühlender Mensch
und ein echter, gläubiger Christ ohne jeden Schein und Versuch, nach außen zu
glänzen“. Treumunds Art ist damit gut gezeichnet. Er war eine fein empfindende
Natur. Schon in jungen Jahren hat er nicht leicht am Leben getragen. Wer ihm
näher trat, lernte immer mehr seine Treue kennen und wußte, daß er seinen
Vornamen nicht umsonst trug.
Von
seinem Bruder Martin.“
aus: „Gedenkbuch der Tübinger Nicaria für ihre
Gefallenen“, Urach 1933
*) Treumund Strebel wird in der offiziellen Württembergischen Verlustliste Nr.110 als Vizefeldwebel und Offizier-Stellvertreter geführt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen