Dienstag, 6. Januar 2015

6. Januar 1915


„Der Abtransport im Osten litt unter den großen Entfernungen und dem Fehlen fahrbarer Wege. Landstraßen im westeuropäischen Sinn waren noch seltener als die wenigen Eisenbahnlinien. Darüber hinaus waren kaum unseren Feldwegen vergleichbare Verbindungswege vorhanden: bei trockenem Wetter zur Not für Fuhrwerke benutzbar, bei Nässe voll tiefer Löcher und Rinnen oder sie lösten sich in unergründlichen Sumpf auf. Deshalb ging in Rußland der Verkehr meist zu beiden Seiten des eigentlichen Wegs, je nach der Witterung. So entstanden Verkehrsstreifen von oft 100 Meter Breite und darüber. Gleichwohl waren Kraftwagen gar nicht zu entbehren. Die Riesenentfernungen waren anders überhaupt nicht zu bewältigen. Die Sanitätsautos überwanden Schwierigkeiten in Sumpf und Sand, die man nicht für möglich gehalten hätte. Federn- und Achsenbrüche waren freilich häufig und der Wagenverbrauch war gewaltig. Auch die Krankenwagen der Sanitätskompagnien wurden ganz anders mitgenommen, als im Westen, und zu Anfang in Polen kam es vor, daß sie zur Reparatur nach Gnesen, ja Berlin zurückgeschickt werden mußten und wochenlang ausfielen. Am besten bewältigten die Geländeschwierigkeiten die kleinen russischen Leiterwagen mit den flinken Halbponys („Panjes“), die ebenso wie leere Proviantkolonnen zum Verwundetentransport verwendet wurden. “

aus: „Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1924

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