„Ludwig Walzer
GEFR. 10./LANDW. 123 † 11. FEBRUAR 1915
Geb.
20. 4. 93 in Ravensburg, in Bregenz Maturitas, Sem. Saulgau 1914,
Stellvertreter in Ravensburg, zuletzt U.-Lehrer in Neukirch (Tettnang), rückte
mit Kriegsbeginn als Freiwilliger nach Ravensburg ein und kam am 4. Okt. in
die Vogesen. Bei einem Überfall der Franzosen auf die Stellungen des Reg. am
Hartmannsweilerkopf fiel er am 11. Febr. durch Brustschuß. Beerdigt am
Hartmannsweilerkopf.“
aus:
„Ehrenbuch der im Weltkrieg gefallenen kath. Lehrer Württembergs“, Biberach an der Riß
1927
„Am
frühen Morgen schon hatte der Einschlag der Granaten der schweren Haubitzen auf
dem Sudel mit donnerndem Echo die müde und durchfrorene Besatzung aus den
ärmlichen Hütten gescheucht. Es war ein schöner, heller Tag mit leuchtendem
Sonnenschein. Leutnant Mack, der mit seinen Infanteriepionieren die ganze Nacht
im Firstackerwäldchen ungestört vom Feinde gebuddelt hatte, rückte eben ab, als
das feindliche Artilleriefeuer sich langsam steigerte, auch auf „Stellung
Crailsheim“ sich ausdehnte und ihm den Rückweg nach dem Holzwasen zu verlegen
schien. Doch dachte, da man an diese tägliche Höllenmusik gewöhnt war, niemand
an etwas Besonderes.
Die
10. Komp. unter Hauptmann Dittus lag in „Stellung Gutermann“; sie war durch die
nächtelange Arbeit und tägliche Beschießung völlig erschöpft; müde kauerten die
Mannschaften, mit einem Teppich über den Schultern zum Schutz vor Kälte, in den
niederen Gräben. Da steigerte sich das Feuer immer mehr. Stärker heulten die
schweren Haubitzgranaten von Kohlschlag daher und wühlten sich in gewaltigen
Trichtern in den steinigen Boden. Nun setzte auch heftiges Nahfeuer aus Feld-
und Gebirgsgeschützen ein und hüllte den ganzen Grat in Pulverdampf. Mit 4
Batterien trommelte er von 1 Uhr ab auf die Höhe ein. Unter diesem starken
Feuerschutz schob der Feind das ganze Alpenjägerbataillon 24 und Teile des 334.
Inf.-Regiments vom Sudelkopfe gegen die deutsche Linie vor. Die Ansammlung
feindlicher Kräfte wurde zwar von Leutnant Grözinger auf Höhe 976,5 nördlich
des Rimbachtals rechtzeitig entdeckt und der Artillerie gemeldet; diese griff
aber aus unverständlichen Gründen nicht ein.
Mit
Schneid und großem Geschick gelang es den jungen Truppen des Feindes, sich
durch das zerklüftete Gelände zu pirschen und nach heftigem Kampf mit der durch
das schwere Feuer geschwächten und zermürbten Besatzung in den ersten Graben
einzudringen. Zuerst nahm der Feind in flinker Überrumpelung den deutschen
Graben im Firstackerwäldchen und rollte dann die Stellung am Südhang an der
Flanke auf. Die beiden deutschen Maschinengewehre waren durch
Artillerievolltreffer zerstört, die Besatzung getötet oder schwer verwundet. So
ging die „Stellung Gutermann“ verloren und geriet in die Hand des mehrfach
überlegenen Gegners. Nur Trümmer von der 10. Komp. kehrten noch zurück.
Siegestrunken
griffen die Alpenjäger sofort auch „Stellung Crailsheim“ an. Doch da war die
Kraft des Verteidigers nicht gebrochen. Unter scharfem Flankenfeuer brach der
Stoß der Alpenjäger hier zusammen und trug ihnen die schwersten Verluste ein.
Sie mußten sich mit der ersten Linie der Deutschen begnügen.
Der
11. 2. traf das III. Bataillon schwer: an die 100 Mann kostete der Tag, von
denen ¼ meist verwundet in Gefangenschaft geriet. Schwer war aber auch der
Verlust der „Stellung Gutermann“. Zum erstenmal hatte das Bataillon im Kriege
weichen müssen, zum erstenmal Boden verloren.
Wie
schlicht im Vergleich zu dem schweren Ringen klangen doch die Worte des
amtlichen Kriegsberichts vom 12. Februar: „Am Sudelkopf in den Vogesen gelang
es den Franzosen, einen kleinen Vorgraben vor unserer Stellung zu besetzen.“
Der
Feind frohlockte. Noch am Abend des 11. 2. griff er mit zwei Zügen die neue
Stellung der 3. Komp. am Breittalhang an, die am rechten Flügel des I./L. 123
eingesetzt war. Doch Hauptmann Falke wies die verwegenen Gegner sogleich ab. Am
12. 2. versuchten die Franzosen südlich der Ruine Hartfelsenschloß aus einen
Nebenangriff auf die neuen Linien der 1. und 2. Komp. zu machen. Unter blutigen
Verlusten wurde er vereitelt.“
aus: „Württembergisches Landw.-Inf.-Regiment Nr. 123
im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1922
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