„Vom
frühen Morgen an schießt sich die französische Artillerie unter Leitung von
Fliegern ein. In Varennes werden durch 7 28,5 Zentimeter-Granaten ganze
Häuserfronten niedergelegt und eine Frau und ein Kind getötet. Die 8.
Kompagnie, die in Groß-Boureuilles seit 10 Uhr alarmiert ist und den Graben mit
zwei Zügen besetzt hat, wird von 10.30 Uhr mit allen Kalibern aufs heftigste
beschossen. Der Bataillonsabschnitt erhält nach Schätzung des
Abschnittskommandeurs 20 000 Schuß. Gegen Mittag setzen die 28,5 Zentimeter und
Minenwerfer gegen Vauquois ein. Plötzlich werden die Reserven durch den Ruf
alarmiert: „Die Jäger links von Vauquois sind aus ihrer Stellung geworfen. Die
Franzosen sind schon im Dorf.“ In einem Meer von Feuer und Qualm geht es durch
den Hohlweg über den Kirchplatz sofort in die Stellung vor. Aber der Alarm ist
verfrüht. Da ertönen um 1.30 Uhr plötzlich feindliche Trompetensignale. Mit
einer ungeheuren Explosion fliegt ein Teil der mittleren Stellung in die Luft.
Das feindliche Feuer bricht von Vauquois bis Boureuilles plötzlich ab. Rechts
und links tobt es mit unverminderter Kraft. Eine französische Sturmkolonne
dringt durch die Bresche in Vauquois ein. Aber sie gelangt nur bis zur Kirche.
Da sind die Reserven zur Stelle. In einstündigem verzweifeltem Kampf wird der
Gegner geworfen. Mehr als 50 Tote läßt er auf dem Kirchplatz liegen. 21 mit
Panzerjacken ausgerüstete Gefangene bleiben in der Hand der Verteidiger. Von
ihnen erfährt man, daß der Angriff im Anschluß an drei Minensprengungen
ursprünglich auf 7 Uhr morgens festgesetzt war.
Westlich Vauquois
ist der Angriff völlig mißlungen, die wenigen Franzosen, die überhaupt die
Gräben verlassen haben, sind sofort abgeschossen worden. Bei Boureuilles aber
ist die französische Infanterie schneidig gegen die Stellung der 8. Kompagnie angestürmt.
Aber auch hier ist der Angriff in dem ruhigen Feuer der Landwehr nach 35
Minuten völlig zusammengebrochen. 180 Tote zählt die 8. Kompagnie allein vor
ihrer Front.
Heftigstes
Artilleriefeuer folgt dem mißglückten Angriff. Die Stellungen sind schrecklich
zerschossen. Etwa 50 Tote und 65 Verwundete sind im Dorfe Vauquois geblieben,
darunter 2 Tote und 3 Verwundete der 9. Kompagnie.
Westlich
Boureuilles, wo die 5., 6. und 10. Kompagnie in Stellung liegen, ist kein
Angriff erfolgt. Aber die Stellungen haben den ganzen Tag im überaus starken
Abriegelungsfeuer gelegen. Die 5. Kompagnie ist alarmiert worden, da Leutnant
Holzschuh, der den ganzen Tag ohne Deckung im Freien steht, die Franzosen in
einzelnen Gruppen aus dem Merliegehölz heraustreten und im Grunde verschwinden
sieht. Aber es zeigt sich, daß sich die Franzosen nach Boureuilles
hinübergezogen haben, und so werden die Unterstände wieder bezogen. Aber auch
die Unterstände werden wie der Graben teilweise völlig zerstört. 6 Tote und 17
Verwundete, darunter Leutnant Möller und Schneider, liegen unter den Trümmern.
Zwei Brüder Nuding sind durch die gleiche Granate im gleichen Unterstand
gefallen. Auch die 10. Kompagnie hat 3 Tote und 13 Verwundete zu beklagen,
während die 6. Kompagnie in den Stollen, die die Stellung mit den dahinterliegenden
Hohlwegen verbinden, gute Deckung gefunden hat und ohne Verluste durch den
schweren Tag gekommen ist.“
aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment
Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen