Dienstag, 17. Februar 2015

17. Februar 1915


„Vom frühen Morgen an schießt sich die französische Artillerie unter Leitung von Fliegern ein. In Varennes werden durch 7 28,5 Zentimeter-Granaten ganze Häuserfronten niedergelegt und eine Frau und ein Kind getötet. Die 8. Kompagnie, die in Groß-Boureuilles seit 10 Uhr alarmiert ist und den Graben mit zwei Zügen besetzt hat, wird von 10.30 Uhr mit allen Kalibern aufs heftigste beschossen. Der Bataillonsabschnitt erhält nach Schätzung des Abschnittskommandeurs 20 000 Schuß. Gegen Mittag setzen die 28,5 Zentimeter und Minenwerfer gegen Vauquois ein. Plötzlich werden die Reserven durch den Ruf alarmiert: „Die Jäger links von Vauquois sind aus ihrer Stellung geworfen. Die Franzosen sind schon im Dorf.“ In einem Meer von Feuer und Qualm geht es durch den Hohlweg über den Kirchplatz sofort in die Stellung vor. Aber der Alarm ist verfrüht. Da ertönen um 1.30 Uhr plötzlich feindliche Trompetensignale. Mit einer ungeheuren Explosion fliegt ein Teil der mittleren Stellung in die Luft. Das feindliche Feuer bricht von Vauquois bis Boureuilles plötzlich ab. Rechts und links tobt es mit unverminderter Kraft. Eine französische Sturmkolonne dringt durch die Bresche in Vauquois ein. Aber sie gelangt nur bis zur Kirche. Da sind die Reserven zur Stelle. In einstündigem verzweifeltem Kampf wird der Gegner geworfen. Mehr als 50 Tote läßt er auf dem Kirchplatz liegen. 21 mit Panzerjacken ausgerüstete Gefangene bleiben in der Hand der Verteidiger. Von ihnen erfährt man, daß der Angriff im Anschluß an drei Minensprengungen ursprünglich auf 7 Uhr morgens festgesetzt war.

Westlich Vauquois ist der Angriff völlig mißlungen, die wenigen Franzosen, die überhaupt die Gräben verlassen haben, sind sofort abgeschossen worden. Bei Boureuilles aber ist die französische Infanterie schneidig gegen die Stellung der 8. Kompagnie angestürmt. Aber auch hier ist der Angriff in dem ruhigen Feuer der Landwehr nach 35 Minuten völlig zusammengebrochen. 180 Tote zählt die 8. Kompagnie allein vor ihrer Front.

Heftigstes Artilleriefeuer folgt dem mißglückten Angriff. Die Stellungen sind schrecklich zerschossen. Etwa 50 Tote und 65 Verwundete sind im Dorfe Vauquois geblieben, darunter 2 Tote und 3 Verwundete der 9. Kompagnie.

Westlich Boureuilles, wo die 5., 6. und 10. Kompagnie in Stellung liegen, ist kein Angriff erfolgt. Aber die Stellungen haben den ganzen Tag im überaus starken Abriegelungsfeuer gelegen. Die 5. Kompagnie ist alarmiert worden, da Leutnant Holzschuh, der den ganzen Tag ohne Deckung im Freien steht, die Franzosen in einzelnen Gruppen aus dem Merliegehölz heraustreten und im Grunde verschwinden sieht. Aber es zeigt sich, daß sich die Franzosen nach Boureuilles hinübergezogen haben, und so werden die Unterstände wieder bezogen. Aber auch die Unterstände werden wie der Graben teilweise völlig zerstört. 6 Tote und 17 Verwundete, darunter Leutnant Möller und Schneider, liegen unter den Trümmern. Zwei Brüder Nuding sind durch die gleiche Granate im gleichen Unterstand gefallen. Auch die 10. Kompagnie hat 3 Tote und 13 Verwundete zu beklagen, während die 6. Kompagnie in den Stollen, die die Stellung mit den dahinterliegenden Hohlwegen verbinden, gute Deckung gefunden hat und ohne Verluste durch den schweren Tag gekommen ist.“

 
 
aus: „Das Württembergische Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 124 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1920

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