„Am
4. März setzte das Regiment den Marsch nach Glyna, Rzeczyca, Tlumy fort. An
diesem Tage erhielten wir durch einen Brigadebefehl Klarheit über die neuen
Kommandoverhältnisse und die uns zufallende Aufgabe. Dieser Befehl besagte
unter anderem folgendes: „Die gemischte Brigade von Stein untersteht der
Armeegruppe von Frommel (zu der das Korps Posen, die Division Menges, die
Division Dieffenbach und die 9. Kav.-Division zählen). Aufgabe der Armeegruppe
ist der Durchbruch des Gegners nördlich der Pilica und Aufrollen der
feindlichen Front von Süden nach Norden. Die Ausgangsstellung für den Angriff
wird am 5. März morgens bei Dunkelheit eingenommen. Die Brigade von Stein (zur
Division Dieffenbach zählend) steht am 5. 9 Uhr vormittags bei Rzectyca zur
Verfügung der Armeegruppe.“
Am
5. März harrte das Regiment zur befohlenen Zeit am befohlenen Ort weiterer
Weisungen. Es erfolgte zunächst nur ein Vorziehen bis Kawenczyn.
Hier
konnten wir uns bis um die Mittagszeit folgendes Bild über die Lage machen. Der
Gegner stand mit starken Kräften in der ungefähren Linie Punkt 163 nördlich
Roszkowa Wola – Vw. Jezierzec und westlich. Der rechte Flügel der Division
Menges hatte sich in erfolgreichem Angriff bald in Besitz der Höhe 163 gesetzt
und befand sich in fortschreitendem Gefecht gegen die Höhe 164 nördlich
Domaniewice, der linke Flügel der Division Menges aber, der aus seiner
befestigten Feldstellung am Nordrand des Wäldchens nördlich Lubocz gegen Vw.
Jezierzec vorgegangen war, war in schwerem feindlichem Feuer zusammengebrochen.
Hier mußte die Brigade Stein Hilfe bringen, darüber war kein Zweifel.
Die
Regimenter 129 und 125 entfalteten sich, 129 rechts, 125 links und schritten
2.30 Uhr nachmittags entwickelt zum Angriff. In der vorderen Linie des
Angriffsstreifens der Brigade hatte das II. Bataillon (Sproesser) die Richtung
auf Vw. Jezierzec. I. und III. Bataillon folgten in zweiter Linie. 3.30 Uhr
nachmittags überstiegen die 5. und 6. Kompagnie zu beiden Seiten der Nordspitze
des Wäldchens nördlich Lubocz die Brustwehr der dort befindlichen deutschen
Schützengräben, gewannen nach vorwärts Gelände, blieben aber nach wenigen mit
exerziermäßiger Genauigkeit ausgeführten Sprüngen in rasendem Infanterie- und
Maschinengewehrfeuer liegen und gruben sich ein, die Leichen der zahlreichen
Gefallenen als Deckung mit benützend.
Der
Führer der 8. Batterie Res.-Fußart.-Reg. 5, die bisher die 600 m von uns
entfernte gut ausgebaute und stark besetzte feindliche Stellung unter
wohlgezieltes Feuer genommen hatte, meldet um diese Zeit dem Bataillonsführer,
daß er Befehl habe, in einen anderen Gefechtsstreifen abzurücken. Major
Sproesser erkennt am Scherenfernrohr die starke Besetzung der feindlichen
Schützen- und Laufgräben und gelangt zu der Überzeugung, daß die feindliche
Stellung noch keineswegs erschüttert ist. Stellt die Batterie das Feuer ein, so
sind die über die Brustwehr gestiegenen Teile des Regiments vernichtet. Dem
persönlichen Eingreifen des Generals von Stein gelingt es zu erwirken, daß die
Haubitzbatterie ihr Feuer auf die Gegend von Jezierzec fortsetzt. Nur dadurch
war es möglich, die Besatzung des Vorwerks zu erschüttern, die vorderen
Kompagnien durch 7. und 8. Kompagnie aufzufüllen und bis 5 Uhr nachmittags den
Angriff auf 150 man die feindliche Stellung heranzutragen. In einem vor
derselben verlaufenden Graben sammelte sich die Feuerlinie des Bataillons.
Gegen 6 Uhr abends haben die Russen genug, heben die Hände hoch und geben damit
das Zeichen zum Sturm, der von allen vier Kompagnien parademäßig gemeinsam
durchgeführt wird. „Das ist“, um mich eines Ausdrucks des Generals von Moser zu
bedienen, „die kostbare Frucht unserer im Frieden so vielfach mißverstandenen
und deshalb angefeindeten Manneszucht.“
Die
Verluste des II. Bataillons betrugen 2 Offiziere und 205 Mann; die Offiziere
waren die beiden tapferen Führer der vordersten Kompagnien, Leutnant Wanner
(5.) gefallen, Leutnant d. R. Dunz (6.) verwundet.
Die
Beute bestand in 318 Mann und 1 Maschinengewehr.“
aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich,
König von Preußen“ (7. Württ.) im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923
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