„Ernst erhielt im
Oktober 1914 wie sein Bruder Martin auf dem Vormarsch südlich der Argonnen eine
Verwundung und lag dann über ein Vierteljahr in Stuttgart im Lazarett. Auf dem
Stuttgarter Bundesfest hat er damals einige ernste Versen den gefallenen
Bundesbrüdern gewidmet. Wieder ins Feld gerückt, stand er einige Monate bei Binarville
am Südwestrand des Argonnerwalds, unmittelbar dem Feinde gegenüber. Beim
Abgehen der Posten beobachtete er durch ein Schutzschild den Gegner, als er
durch ein Infanteriegeschoß über den Schild in den Kopf getroffen wurde und
sofort den Tod fand. Auf dem schönen Waldfriedhof bei Binarville ist er
beerdigt worden. Ich habe zwei Jahre nachher auf einer Frontreise sein Grab
besuchen dürfen. „Für mich“ – schreibt
er wenige Wochen vor seinem Tod an die Eltern – „hat der Tod keine Schrecken
mehr; etwas Größeres, als mein Leben mit dem Tod fürs Vaterland zu schließen,
kann ich nie wieder erreichen.“ Und in seinem letzten Brief, fünf Tage vor
seinem Tod, sagt er: „Wir richten uns in unserer Stellung ein, als ob wir hier
den Frieden erwarten wollten. Den Frieden! Alle Sehnsucht, die einer, der so
lange von seinen Lieben weg ist, aufbringen kann, alle Wünsche, die er für sich
hegt, und alle Träume, die er in seinem Unterstand von der Zukunft träumt, sind
zusammengefaßt in diesem einen linden Wort: Frieden. Wenn ich zurückkomme,
worum ich immer bitte, dann wollen wir ein rechtes Wiedersehen feiern. Wie
freue ich mich darauf! – Daß es auch anders kommen kann, ganz anders, das
wissen wir, aber darum wollen wir uns jetzt nicht sorgen, sondern wir wollen an
das Schöne denken, solange es geht. In diesem Gedanken schließe ich.““
aus: „Gedenkbuch
der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921
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