„(Aus einem
Kriegstagebuch.) 29. April. Als Ablösung in den Schützengräben; abends Abmarsch
zu Pferde bis zu den Inf.-Waldlagern, dann zu Fuß bei Nacht in die Stellung
südlich Morawy. Der Offizier, den ich ablöse, führt mich im Mondschein in den
Gräben umher, zeigt die Plätze den Posten usw., zum Schluß mein Schlafkabinett,
das in einem 2 m langen, 1 m hohen, mit wenig Stroh als Lager dienenden Erdloch
besteht. Ich hänge meine Zeltbahn an den offenen Eingang und revidiere die
Unterkunft der Schützen und die aufgestellten Posten. Links bei der Infanterie
die Verbindung aufnehmend, ist der Schützengraben mannstief – ½ m breit, mit
Brustwehr, die mit Schießlöchern und Stahlschilden, Geländeskizzen und
Auftritten versehen ist und aufs peinlichste von allem Papier und Abfall sauber
gehalten wird; auf der vom Feinde abgekehrten Seite sind unsere Schützen in
Erdlöchern eingegraben und brotzeln in allen Nischen den ganzen Tag: Kartoffeln
und Kaffee, rauchen, schlafen oder spielen Karten ….. Inzwischen hat die
beiderseitige Artillerie genügend gefrühstückt und beginnt zum Zeitvertreib
sich gegenseitig zu ärgern. Geschoß auf Geschoß jagt brausend und jaulend über
und hinüber. – „Wer geht ins Charlottenbad?“ – Also auf! In das Erlenwäldchen,
wo in einem klaren Bächlein ein ca. 5 qm großes Loch ausgehoben und mit
Brettern verschalt ist. Ein „Bademeister“ drängt die Badenden aus der Brühe,
läßt die „Bouillon“ ab, füllt klar und kalt von neuem nach und hinein geht’s unter
Pusten und Schnuppern ins frische Wasser. Ein längeres Sonnenbad auf unseren
Zeltbahnen wird durch einige zu kurz gehende russische Schrapnells sehr
ungemütlich beendigt. Alles schimpft über diese Rücksichtslosigkeit – und mit
Skandal geht’s in ein anderes Lokal. Ein Unglücksfall ruft mich ab: Die Russen
schießen ab und zu auf ungeheure Entfernung mit Gewehren nach einzelnen Posten;
bei uns arbeitet – im toten Winkel – ein Kriegsfreiw. Kopp aus Stuttgart am
Ausheben von Stufen mit einem Ul.-Arbeits-kommando und fällt von einem
Querschläger in die Halsschlagader getroffen, tot zu Boden.“
aus:
„Bilder aus der Geschichte des Ulanen-Regiments König Wilhelm I (2. Württ.) Nr.
20“, Stuttgart 1934
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