„Als Vizefeldwebel
wurde Schäfer zum Inf.-Rgt. 124 einberufen und mußte bis Januar 1915 in
Weingarten Heimatdienst tun. Aber das Garnison- und Kasinoleben widerte ihn an;
war er doch mit seinem still zurückhaltenden, fast mädchenhaft zarten Gemüt
keine von den Naturen, die sich mit rascher Begeisterung auf den Krieg
einstellen konnten. Dazu kam, daß er seit Englands Kriegserklärung die Lage
seines eigenen Vaterlandes, an dem er mit stillem Stolze hing, für sehr ernst
ansah. So war er froh, als er Ende Januar 1915, nachdem er sich schon mehrmals
vergeblich zur Front gemeldet hatte, als Offizierstellvertreter zum 2. Batl.
seines Rgts. 124 ins Feld abkommandiert wurde. Männlich und ernst zog er hinaus,
„ohne jede Illusion“, und so ist ihm auch keine zerstört worden; er fand das
Waldleben in den Argonnen immerhin erträglicher als er sich’s ausgemalt hatte.
Schon nach wenigen Tagen in vorderer Stellung wurde er durch einen
Granatsplitter am Kopfe leicht verwundet. Aber sein „Schmiß“, den er, wie er
nach Hause schrieb, trotz des väterlichen Fechtverbots nun eben doch bekommen
habe, heilte rasch im Lazarett in Grandpré. Nach sechswöchigem Aufenthalt beim
Rekrutendepot in Buzancy ging’s wieder in den Argonnenwald, voll Danks über die
Bewahrung und voll guter Hoffnung für die Zukunft – aber sein Schicksal sollte
sich rasch erfüllen. Am 6. Mai wurde er durch eine Flügelmine, vor der er die
Deckung nicht mehr hatte erreichen können, getötet. Im neuen Waldfriedhof von
Binarville hat er mit vielen anderen Freunden seine letzte Ruhestätte gefunden.
Paul Schäfer hat
mit seinem selbstlosen und fast allzu bescheidenen Wesen unter den harten
Daseinsformen des Feldlebens gelitten, wie er überhaupt den Krieg als den
großen Würger innerlich verwarf. Aber gerade durch diese menschlich
ansprechende Artist ihm manch guter Freund geworden. Und so ist es kein Wunder,
daß sein Tod von vielen, die ihn auf der Hochschule, in Garnison und im Feld liebgewonnen
hatten, betrauert wurde.“
aus: „Gedenkbuch
der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart 1921
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