„Die I. Abteilung
war unter ihrem Führer, Hauptmann Fuchs, also wieder eingesetzt und zwar mit 2
Batterien; die 2. Batterie unter ihrem neuen Führer, Hauptmann d. R. v.
Varnbüler (Walter) mit 6 Geschützen (außer ihren 4 eigenen Geschützen einem
zugeteilten Zug der 1. Batterie) und der 3. Batterie (Hauptmann Wolf); ein Zug
der 1. Batterie stand rückwärts bei Farbus als Flak-Zug, wurde aber am 3. Juni
auf Befehl der Division Vollbrecht nach vorn geholt, um ausgefallene Geschütze
der Abteilung zu ersetzen. Daß nur 2 Batterien eingesetzt wurden, hatte seinen
Grund darin, daß zu wenig Platz vorhanden war. Hinter der ganzen Folie-Höhe standen
noch in unserem Abschnitt leichte und schwere Batterien der 115. Inf.-Division
und 5. bayr. Res.-Division dicht gedrängt. Eine noch größere Anhäufung von
Artillerie auf diesem kleinen Raume hätte nur unnütze Verluste zur Folge
gehabt, und so mußte von zwei Übeln das kleinere gewählt werden, daß für den
etwa zwei Kilometer breiten Regimentsabschnitt statt 3 nur 2 Batterien zur
Verfügung standen, dafür diese aber meist voll bestückt waren. Wie richtig
dieses Verfahren war, bewiesen die folgenden Tage, in denen täglich feindliche
Angriffe abgeschlagen wurden. Die Beobachter waren stets auf ihrem Posten am
Rande des Parkes La Folie, das Auge blieb unverwandt auf den Feind gerichtet
und suchte den Qualm der sturmgepeitschten Erde zu durchdringen, um den feindlichen
Angriff zu erspähen.
So stand auch am
1. Juni, abends 7 Uhr, der Führer der 3. Batterie, Hauptmann Wolf, wieder am
Scherenfernrohr und gab gerade seine letzten Weisungen für den bevorstehenden
Angriff, da berstet eine schwere Granate neben ihm und rafft ihn hinweg. Die
Trümmer einer kleinen Sandsackmauer, die vor ihm aufgeschüttet war, begruben
den leblosen Leib. Gleichzeitig erkannte der Feind die Beobachtungsstelle an
den herumliegenden Trümmern, die von der Abendsonne grell beschienen wurden. Heftiges
Feuer schlug an die Stelle, an der der Hauptmann verschüttet lag, vielleicht
doch noch nach Atem rang. Des Feuers ungeachtet, ja mit verhaltenem Zorn,
sprangen die Offiziere und Mannschaften seiner Umgebung herbei, gruben den
Leichnam ihres geliebten Batterieführers aus und bargen ihn im nächsten
Unterstand. Leutnant Fischer übernahm vorläufig die Führung der verwaisten
Batterie, die er auch mit großer Umsicht leitete, und trug durch sein
vorzügliches Schießen wesentlich zu den Erfolgen seiner Abteilung bei. Nicht
minder bewährte sich als vorgeschobener Beobachter Leutnant d. R. Schneider der
2. Batterie, der besonders in Neuville durch seine Kaltblütigkeit ganz
hervorragendes leistete und durch sein vortreffliches Schießen unserer hartbedrängten
Infanterie manches besonders gefährliche feindliche Maschinengewehr und manchen
feindlichen Stützpunkt aus dem Weg räumte.“
aus:
„Das Württembergische Feld-Artillerie.-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“ Stuttgart,
1921
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen