Donnerstag, 11. Juni 2015

11. Juni 1915


Aus dem Tagebuch eines Reservisten, der 1915 ins Feld und zum Regiment kam.
„11. Juni um ½4 mrgns. kam ich an den vordersten Graben, Posten stand ich von 7–8, 11–12, 4–5, 9–10 und 1–2. Von 7 bis 8½ abds. war die ganze Wache im Graben, da ein Angriff der Franzosen befürchtet wurde. – – Den ganzen Tag herrschte das denkbar stärkste Artilleriefeuer. Auch unsere Artillerie nahm einige Male zu kurz und in den eigenen Graben.
Unserer Verluste waren bedeutend. Zwischen 12 und 1 nachts begruben wir noch einen Toten, den Grabherr; derselbe war arg zugerichtet, der erste Tote von meiner Wache. – – – Eine solche Angst, wie an diesen beiden Tagen kannte ich bis jetzt noch nicht. Etwa 48 Stunden lang habe ich einen wirklichen Todesschweiß geschwitzt, und was ich an diesen Tagen gebetet habe, weiß nur Gott. Besonders nahm ich mir vor, das Schutzengelfest und den Fronleichnamstag zu begehen. Auch heute noch danke ich Gott für seinen besonderen Schutz. – – –
Die xte Korporalschaft ließ uns an diesem Tag erbärmlich im Stich. Nur 11 Mann stark war unsere Wache, dabei der Leutnant Giltich und der Offizierstellvertreter Leuze. Wären an diesem Tag die Franzosen gekommen, uns wäre es schlecht ergangen.“

aus: „Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918“ Stuttgart, 1920

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