„Reserve 120 ist
am ersten Angriffstag so bedenklich erschöpft, daß der Kommandeur vor dem
Feindessturm um Ablösung vorstellig
werden muß. Dennoch hält das Regiment den Sturm im Labyrinth, im „Ulmer Weg“
aus, den schwersten des Krieges bisher. Das I. Bataillon vorn, dann das II.,
dann das III.
Vor der Front des
Regiments hat der Angreifer überhaupt keinen Erfolg. An einzelnen Knoten ist
das Handgemenge wohl so ernst und dicht geworden, daß man den Führer der 2.
Kompagnie, Leutnant Winter, mit drei Soldaten zusammen tot aufeinander-gestürzt
findet.
Dort, wo es gilt,
ein Loch zwischen dem Nachbarregiment zu stopfen, wachen der Unteroffizier
Aspacher und seine Gruppe. Die Wellen der schwarzen und weißen Franzosen
schieben sich davor hin und her. Der Gefreite Decker – jeder wird im brennenden
Augenblick zum Befehlshaber – schreit: „Kameraden, Schnellfeuer!“ Hurra,
Handgranaten, Gewehrsalven schmettern, krachen, klatschen durcheinander.
Prächtige Ziele, nie kommt das Korn aus dem Franzosenrock heraus. Vom
Artilleriestand 116 sieht Leutnant d. R. Geißmayer die Infanterie ihr Feuer in
die Sturmlinien abgeben, offen auf dem Graben stehend: Wie Wild vom Hochstand
aus werden die anrennenden Feinde abgeschossen.
Die schier ganz
aufgeriebene 4. Kompagnie wird in der Nacht durch die 5. abgelöst.
Auch diese hält
gegen breite Angriffe. Der „Ulmer Weg“ bleibt in den Händen des Regiments. Doch
nebenan dringt der Feind durch den Talweg ein und setzt sich fest. In der
übernächsten Nacht wird er unter Mithilfe der Achten, geführt von Leutnant d.
R. Gültig, wieder hinausgejagt.
Das II. Bataillon
verlor am 18. Juni auch seinen vortrefflichen Führer, Hauptmann Döhn fiel
zusammen mit dem Leutnant d. R. Schönleber.“
aus: „Schwäbische
Kunde aus dem großen Krieg“, 4. Buch, Stuttgart 1921
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