„Am 24. Juni
zeigte sich, daß der Gegner sich hauptsächlich in dem unmittelbar benachbarten
Klodno festgesetzt hatte. Die II. Abteilung ging daher mit der 4. und 6.
Batterie an der Südostecke von Zoltance mit Front gegen Klodno in Stellung. Im
Laufe des Nachmittags sollte eine Neugruppierung stattfinden, Vorkommandos
einer K. u. K. Infanterie-Division, die hauptsächlich aus den als besonders
gute Soldaten bekannten Bosniaken bestand, trafen ein. Als neuen Abschnitt
sollte das Regiment den Sektor zwischen der Straße Zoltance – Klodzienko und
dem Wald von Zauscie erhalten. Die Erkundungen waren abgeschlossen. Die eigene
Infanterie war im Laufe des Nach-mittags unter Zurücklassung schwacher
Postierungen abmarschiert. Da meldete um 6 Uhr abends der in der
Beobachtungsstelle der 4. Batterie beobachtende Leutnant d. R. Stäbler, daß das
Verhalten der Russen auf einen bevorstehenden Angriff schließen ließe. Da die
Bundesgenossen aus nicht bekannten Gründen noch nicht vollständig zur Stelle
waren, wurden Teile der eigenen Infanterie zurückbeordert. Von etwa 6.45 Uhr
abends setzte heftiges russisches Artilleriefeuer aus Nordosten gegen unsere
Stellungen ein. Nach starker Artillerievorbereitung schritt russische
Infanterie in dichten Kolonnen zum Angriff vor. Die 1. Batterie nahm den
Nordrand des Dorfes Klodzienko unter Feuer, in dem sich bereits russische
Infanterie festgesetzt hatte, während die 3. Batterie die bei der Bahnlinie und
dem Bahnhof Klodno vorgehenden Russen unter Feuer nahm. Nachdem dieser Angriff
zum Stehen gekommen war, setzte ein zweiter Angriff aus Richtung Klodno ein.
Die 2. Batterie, die diesmal im Brennpunkt der Gefechte stand, eröffnete ihr
Feuer aus nächsten Entfernungen und steigerte ihre Feuerkraft zeitweise bis zum
Schnellfeuer. Immer neue Russenhaufen kamen angestürmt, hoben im letzten
Augenblick die Arme hoch und liefen teilweise durch die feuernde Batterie durch
ins Dorf, wo sie von Burschen und Sanitätern gesammelt wurden. Überall loderte
das Feuer aus brennenden Gehöften zum Himmel und erleuchtete die schreckliche
nächtliche Szene. Hauptmann Tscherning wurde inmitten seiner Geschütze schwer
verwundet; trotzdem hörte die Batterie keine Sekunde auf zu feuern und die Munitionswagen
der leichten Munitions-Kolonne galoppierten mehrfach in die Feuerstellung vor.
Mitten im Gefecht wurde ein ernster Schaden durch das mutige und entschlossene
Zugreifen des Leutnants d. R. Schall vermieden. Mit einigen Getreuen drang der
in vielen Gefechtslagen bestens bewährte Offizier mitten im feindlichen
Infanterie- und Schrapnellfeuer in eine brennende Scheune ein und brachte den
dort lagernden Munitionsvorrat glücklich heraus, ehe das Feuer größeres Unheil
anrichtete. Auch die 4. und 6. Batterie griffen auf den erschossenen
Entfernungen in den Kampf ein und trugen das Ihre zum Erfolg bei. Der erst am
heutigen Tage beim Regiment eingetroffene Leutnant Fürst von Urach, der sich
freiwillig zum Regiment gemeldet hatte, um den Bewegungskrieg kennenzulernen,
war die ganze Zeit im Auftrag des Regiments-kommandeurs zu den Batterien
unterwegs, um den Kommandeur über den Stand des Gefechts auf dem Laufenden zu
halten. Kurz nach 10 Uhr abends konnten alle Angriffe als abgeschlagen gelten.
Die übrige Nacht verlief ruhig. Die geplante Ablösung fand nicht statt. Das
Regiment hat in dem Nachtgefecht 1612 Schuß verfeuert. Mehrere tausend tote und
verwundete Russen bedeckten das Kampffeld. Das Regiment durfte den 24. Juni
1915 als neuen Siegestag buchen.“
aus:
„Das Württembergische Feldartillerie-Regiment König Karl (1. Württ.) Nr. 13 im
Weltkrieg 1914-1918“, Stuttgart 1928
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