„Hans Scheurlen
geboren
am 23. Juni 1895 in Stuttgart
gefallen
am 26. Juni 1915 in Rußland
Scheurlen war der
Sohn des Majors Otto Scheurlen. Er hat bis zu seinem 12. Lebensjahr das
Gymnasium in Reutlingen, dann das Karlsgymnasium in Stuttgart durchlaufen. Schon
in den Knabenjahren zeigte sich sein klarer, in sich geschlossener,
zielbewußter Charakter. Das Liebste war ihm des Sonntags eine Wanderung in den
nahen Bergen der Schwäbischen Alb. Nach dem Gymnasium war er ein Vierteljahr in
Besançon, um sich in der französischen Sprache zu vervollkommnen und am 1.
Oktober 1913 trat er als Einjähriger im württembergischen Grenadier-Regiment
„Königin Olga“ ein, dem sein Vater 25 Jahre angehört hatte. Ein gewandter
Turner und guter Schütze tat er trotz seiner jungen Jahre den Dienst leicht und
machte sich als frischer, froher Soldat allerseits beliebt. Nach einem halben
Jahr kam er als Studierender der Medizin nach Tübingen und trat im
Sommersemester 1914 bei unserer Burschenschaft ein. Mit der Mobilmachung meldete
er sich als Freiwilliger bei seinem Regiment und setzte es durch, mit ihm schon am 4. August in
seiner alten 2. Kompagnie ins Feld zu rücken auf den westlichen
Kriegsschauplatz. Durch ein Dorf in Lothringen marschierend bekam er aus einem
Haus einen Schuß in den Rücken, der aber in der Hauptsache von der Kaffeebüchse
aufgefangen wurde. Das Strafgericht an den feindlichen Dorfeinwohnern war ihm
der erste schwere Kriegseindruck. Kurz darauf am 23. August wurde er bei einem
der ersten Treffen durch einen Granatsplitter an der linken Hand verwundet und
lag längere Zeit im Karl-Olgaspital in Stuttgart, bis er am 19. Januar 1915 mit
Ersatztruppen wieder zu seinem Regiment, das nun in Polen stand, stoßen konnte.
Seiner verletzten Hand wegen kam er nun zu einer Maschinengewehrabteilung und
wurde bald zum Leutnant befördert. Das E. K. II hatte er schon in Frankreich
erhalten. Am 6. April erlitt er bei einer starken Beschießung seiner Stellung
eine schwere Verschüttung, sah seinen Freund, Leutnant Freiherrn von
Pechmann, neben sich 2 Stunden lang
leiden und sterben, ohne daß er, selbst eingeklemmt und im russischen Feuer
liegend, hatte helfen können. Erst nach einstündiger Arbeit konnte er befreit
werfen. Nach 14 Tagen trat er, wenn auch von den erlittenen Quetschungen noch
hinkend, wieder Dienst. Auf 25. Juni früh war ein Sturm angesagt. Froh, daß es
endlich vorwärts gehen sollte, stellte er seine Gewehre ein. Das Glas am Auge
behufs Einschätzung der Entfernung wurde er von der feindlichen Kugel in den
Kopf getroffen. Auf sein Grab auf dem Gutshof von Romeny Febory nördlich von
Praschnitz setzten ihm seine Maschinengewehrleute ein Kreuz mit der Inschrift:
„Hier ruht unser lieber Leutnant Hans Scheurlen“. Er selbst war mit dem
Gedanken des Todes im Felde vertraut und hatte sich bestimmt dahin
ausgesprochen: „Wo ein Soldat fällt, soll er bleiben, da ist Heimaterde. Wenn
die Angehörigen wüßten, was es für uns draußen ist, diese Ausgrabungen, sie
würden es lassen.“ Kurz vor dem Angriff sprach er noch mit einem Freunde,
Konrad von Alberti, und seine letzten Worte zeigten, daß ihm der Gedanke an
seine Mutter – sein Vater war schon 1907 gestorben – doch schwer auf der Seele
lag. Der Nachruf des Regiments lautet: Den Heldentod für König und Vaterland
fand am 26. Juni 1915in treuester Pflichterfüllung Leutnant Hans Scheurlen,
Ritter des Eisernen Kreuzes II. Kl. und des Friedrichordens II. Kl. mit
Schwertern. Ein leuchtendes Beispiel von Tapferkeit und treuer Kameradschaft
hat er sich in den schweren Stellungskämpfen durch unermüdliche Tätigkeit und
Umsicht in hervorragender Weise ausgezeichnet. Bei Vorgesetzten, Kameraden und
Untergebenen gleich beliebt, betrauert das Regiment tief den schweren Verlust
dieses ausgezeichneten jungen Offiziers. Als einer der Besten wird er in den
Herzen aller Grenadiere fortleben. So wird er auch fortleben in unseren Herzen.“
aus: „Die
Gefallenen der Burschenschaft Germania zu Tübingen, Gedenkschrift für die im
Weltkrieg gefallenen Bundesbrüder 1914–1919“, Stuttgart ohne Jahr
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