„Emil Gaugele wurde am 3. Mai 1886 in Stuttgart als
Sohn des damaligen Eisen-bahnsekretärs Gaugele geboren. Er besuchte das
Karlsgymnasium Stuttgart und trat 1906nach Ableistung seines Militärdienstes in
die Verbindung ein. Er studierte in Tübingen, Leipzig und Berlin
Rechtswissenschaft. Bei Ausbruch des Krieges war er Referendar in Stuttgart.
Am 8. August 1914
zog G. als Leutnant d. R. mit dem Ulmer Inf.-Rgt. 127 ins Feld. Nachdem der
Aufmarsch des württembergischen Armeekorps in der Umgegend der Feste Diedenhofen
vollzogen war, rückte sein Regiment an die belgisch-französische Grenze und
trat am 22. August bei dem großen Angriff der um Longwy kämpfenden Truppen
erstmals ins Gefecht. In den dicken Morgennebeln des jungen Tages entwickelten
sich die Schützenlinien gegen Barancy. G. führte einen Zug der 8. Komp., der
zunächst als Reserve zurückgehalten wurde. Um in den unsichtigen Verhältnissen
über Gelände und Gefecht klaren Überblick zu behalten, suchte sich G. einen
Beobachtungspunkt. Doch kaum hatte er sich einige Schritte vorwärts begeben,
als er von einem Maschinengewehrschuß durch den Kopf getroffen zusammenbrach.
Für tot gehalten, blieb er ohne Hilfe auf dem Schlachtfeld liegen. Erst mittags 2 Uhr wurde er im Lazarett
Barancy geborgen. Dort kehrte er nach zwei Tagen zum Bewußtsein zurück. Die
rechte Körperseite war fast völlig gelähmt. Durch eine von fremder Hand
geschriebene Karte benachrichtigte er von seinem Ergehen schonend seine Eltern,
denen er durch eine falsche Drahtnachricht vom Ersatzbataillon seines Regiments
bereits als gefallen gemeldet wurde. Zu seiner unbeschreiblichen Freude holte
ihn seine Familie anfangs September im Auto nach Stuttgart und verbrachte ihn
ins Karl-Olga-Krankenhaus. Gegen Weihnachten trat die erste wesentliche Besserung
ein, so daß er die Festtage im Elternhaus verbringen durfte. Einige glückliche
Operationen brachten sogar so viel Erleichterung, daß er kleinere Spaziergänge
unternehmen konnte. Ende Mai machten sich die Anzeichen des üblichen
Spätabszesses bemerkbar, so daß eine nochmalige Operation unvermeidlich wurde.
Guten Mutes entschloß sich G. dazu, aber der Erfolg blieb aus. Unter großen
Schmerzen und starken Ohnmachtsanfällen nahmen die Kräfte rasch ab, so daß der
Kranke am 6. Juni 1915 verschied. Auf dem stimmungs-vollen Waldfriedhof in
Stuttgart fand er seine letzte Ruhestätte.“
aus:
„Gedenkbuch der Tübinger Normannia für ihre Gefallenen“, Stuttgart, 1921
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