„Schon seit 2
Tagen hatte das Geschützfeuer nördlich des Ancretales bei der 52. Inf.-Division
erheblich zugenommen und am 6. Juni, 6.30 abends, wurde das III. Batl.
alarmiert, bezog in Miraumont Alarmquartiere und stand am 7. Juni, 3 Uhr morgens,
am Ausgang nach Puisieux marschbereit. Der 52. Inf.-Division unterstellt begab
sich das Bataillon auf Befehl der 104. Inf.-Brigade nach der Mulde am
Südosteingang von Puisieux, wo es sich gegen Artilleriefeuer eingrub. Als 12
Uhr mittags das Bataillon Befehl erhielt, den zwischen der La Louvière-Ferme
und Toutvent-Ferme gelegenen, von den Franzosen besetzten Abschnitt S 3 von La
Louvière-Ferme aus wieder-zunehmen, zog es sich in der Reihenfolge 10., 9., 11.
und 8. Komp. zunächst nach der Mulde östlich Puisieux bei Punkt 103, legte dort
das große Gepäck ab und empfing Handgranaten und großes Schanzzeug. Dann ging
es bei drückender Hitze und teilweise unter schwerem Artilleriefeuer die Mulde
entlang nach dem Wäldchen bei Punkt 125 nordwestlich Puisieux und von da nach
der La Louvière-Ferme. Von 18 Hitzschlag-kranken, die während des Marsches
zurückgelassen werden mußten, trafen noch in der Nacht 12 wieder bei ihren
Kompagnien ein. In der La Louvière-Ferme konnte nun zunächst Wasser getrunken
werden. Inzwischen hatte Major Scupin mit dem Führer des III./170 Rücksprache
genommen und von ihm ein genaues Bild über die Lage in S 3 erhalten, wornach
die 170er und Teile der 66er einen Teil von S 3 wieder erobert hatten. Nun
befahl Major Scupin, daß die 10. Komp., sobald S 3 genommen ist, S 4
zurück-erobern solle, die 9. füllt die Lücken der 10. aus, die 11. schiebt nach
und die 8. rückt an Stelle der 11. Dementsprechend gingen die Kompagnien im
Laufgraben von der La Louvière-Ferme aus vor und nahmen Anschluß an Inf.-Reg.
170. Im Laufgraben gruben sie sich dann in Schützennischen mit Front nach der
Mulde ein. Verpflegung durch die eiserne Portion. In der Nacht richteten die
Franzosen ein Trommelfeuer auf S 3 nebst anschließende Teile und zwar von 11.30
abends bis 1.30 morgens, sowie von 3.15 bis 4 Uhr morgens. Um 4 Uhr griffen die
Franzosen mit starken Kräften S 3 an, wurden aber von Teilen der 170er, 66er
und der10./180 abgewiesen. Etwa 4.15 morgens gingen die vordersten Teile der
10. Komp. unter Führung des Leutnants Arsan, Vizefeldwebel Bezler und Kopp aus
den Gräben heraus zum Angriff über freies Feld gegen den von Franzosen
besetzten Teil von S 3 vor, eroberten im Nahkampf einen Teil von S 3 und
machten etwa 40 Gefangene. Hierbei fielen Leutnant Arsan und Vizefeldwebel
Kopp, Vizefeldwebel Bezler übernahm sofort die Führung des Zuges. Inzwischen
rückten die 9. und 11. Komp. nach. Um die ganze Stellung S 3 zu nehmen, waren
Teile der 10. und 9. Komp. (Leutnant Möricke 10., Leutnant Kirn 9. und
Vizefeldwebel Klotz 9.) rechts des Zuges Bezler zum Angriff über das freie Feld
hinweg angesetzt. Trotz feindlichem Maschinengewehr- und Infanteriefeuer gelang
es diesen Tapferen, sich in den Besitz des S 3 zu setzen und weitere 50
Gefangene zu machen. Hierbei fielen die Leutnants Möricke und Kirn, Leutnant
Münst (10.) und Fähnrich Bölsen wurden verwundet. Diesem Angriff schlossen
sich, aus dem Laufgraben nachfüllend, größere Teile der 9. Komp. unter Führung
der Leutnants d. R. Teuffel und Haag an, Teile der 11. Komp. unter Führung von
Leutnant d. R. Kielwein (gefallen), Leutnants Boser und Kraut, die nachgerückt
waren, unterstützten diesen Angriff mit Feuer und füllten die vorne
entstandenen Lücken aus. Die 8. Komp. unter Führung des Oberleutnants Gleis
besetzte den Laufgraben, der von der La Louvière-Ferme nach S 3 ging und
verhinderte gemeinsam mit der 11. Komp. ein Vordringen der Franzosen von der
Toutvent-Ferme her. Etwa 10.30 vormittags griffen die Franzosen erneut in 4
Linien hintereinander an, der Angriff brach aber, noch ehe er an unsere
Stellung herankam, im wirkungsvollen Feuer unserer Artillerie – Abt. v.
Klußmann – zusammen. Zur selben Zeit zwangen die 9. und 10. Komp. einen sehr
niedrig fliegenden französischen Flieger zur Landung dicht hinter den
französischen Linien.
Um 1.30
nachmittags setzte ein wolkenbruchartiger Gewitterregen ein, der die Franzosen
aber nicht abhielt, erneut anzugreifen. Dicht vor unseren Gräben wurden sie
durch Infanteriefeuer und Handgranaten abgewiesen und strömten unter großen
Verlusten durch unser Artilleriefeuer zurück. Durch Vorgehen des Unteroffiziers
Dölger (9.) und Gefreiten Klotzbücher (10.) mit Handgranaten wurden die
Franzosen in S 3 derartig eingeschüchtert, daß sie ihre Gewehre wegwarfen. Der
Rückweg war ihnen durch das Feuer der 9. Komp. (Leutnant Deisinger)
abgeschnitten und nachdem ihnen der Gefreite Freudenberger, Gefreiter Hohloch
und Kriegsfreiwilliger Hammer zugeredet und eine gute Behandlung zugesichert
hatten, ergaben sich 3 Korporale und 34 Mann.
Am Abend traf der
Bataillonsführer, Major Paulus, mit 2 frischen Kompagnien 66ern ein, so daß die
vorne befindlichen 9. und 10. Kompagnie abgelöst werden konnten. Um Mitternacht
traf bei der La Louvière-Ferme auch noch das I./190 ein.“
aus: „Das Württ. Infanterie-Regiment
Nr. 180 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921
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