„Der Russe hatte
das Gut Ignasin zu einem starken Bollwerk mit Drahthindernissen ausgebaut. Die
feindliche Hauptstellung lag jedoch erst nördlich Ignasin, jenseits der großen
Straße Fajslawice – Piaski.
Zur Bekämpfung des
Werkes Ignasin war eine Mörser-Batterie nordwestlich Siedliska in Stellung
gegangen, deren ausgezeichnete Wirkung später den Bataillonen des Regiments den
Angriff sehr erleichtert hat.
Am Abend des 28.
stellte sich das Regiment zum Angriff bereit, und zwar zwischen dem
Infanterie-Regiment 21 (rechts) und der 20. Infanterie-Division (links). Am
Waldrand südwestlich Ignasin nistete sich III. und II. Bataillon für die Nacht
ein. Das I. Bataillon wurde im Wald weiter südlich als Reserve des Regimentskommandeurs
zurückbehalten. Der Feind verhielt sich völlig ruhig. Er schien von dem bevorstehenden
Angriff nichts zu ahnen.
Am 29. Juli, 4 Uhr
vormittags, setzte planmäßig Wirkungsschießen der gesamten Artillerie gegen die
feindliche Stellung ein. Gleichzeitig gab Oberst von Triebig an das II. und III.
Bataillon den Befehl, die Kompanien im Schutze der Artilleriewirkung so nahe
wie möglich an die feindlichen Gräben heranzuschieben. Um 6.15 Uhr vormittags
sollte auf der ganzen Front zum Sturm auf Ignasin und die westlich dieses Gutes
liegenden feindlichen Stellungen vorgegangen werden.
Das Vorarbeiten
der Schützen gelang mit Erfolg. Die 5. und 7. Kompanie lagen gegen 6 Uhr wenige
hundert Meter vor Ignasin. Ebenso die im Anschluß liegenden Teile des Infanterie-Regiments
21. Das III. Bataillon dagegen erhielt lebhaftes Maschinengewehr-feuer aus der
linken Flanke, und zwar von einem Maschinengewehr-Stützpunkt an der Straße
Piaski – Fajslawice. Erst als eine schwere Batterie auf diesen Stützpunkt
angesetzt wurde, konnte auch das III. Bataillon sich weiter vorarbeiten.
Um 6.15 Uhr
vormittags soll gestürmt werden. Aber die Artilleriewirkung erweist sich noch
als ungenügend. Der Russe wirft den stürmenden Kompanien ein heftiges
Maschinengewehrfeuer entgegen und läßt sich nicht aus seiner Stellung werfen.
Das Feuer der schweren
Batterien muß fortgesetzt werden. Die Mörser-Batterie massiert ihr Feuer jetzt
auf das Gut Ignasin. Bald ist dort alles in Rauch und Dampf gehüllt.
Um 7 Uhr
vormittags gibt Oberst von Triebig dem I. Bataillon den Befehl, den Angriff des
III. Bataillons auf dem linken Flügel des Regiments mit 2 Kompagnien zu
unterstützen und vorzutragen, um hierdurch mit den links kämpfenden Teilen an
Ignasin vorbeizustoßen und das Werk zu Fall zu bringen.
Major Bürger setzt
die 1. und 3. Kompanie zur Verstärkung des III. Bataillons ein. Aber starkes
feindliches Artilleriefeuer hält die beiden Kompanien auf, als sie den Wald
verlassen. Durch schneidiges Vorgehen gelingt es aber der 3. Kompanie unter
Leutnant d. L. Bader, die vorderen Linien des III. Bataillons zu erreichen und
dadurch den Angriff wieder in Fluß zu bringen.
Gegen 8 Uhr
vormittags wird der Russe in Ignasin mürbe und zeigt die weiße Flagge. Sofort
dringen 5. und 7. Kompanie zusammen mit Teilen des II./21 in das Werk ein und
nehmen die Besatzung – etwa 280 Russen – gefangen. Gleichzeitig wirft das III.
Bataillon mit der 1. und 3. Kompanie den Feind aus seinen Gräben westlich
Ignasin. Gegen ½9 Uhr nähert sich das Regiment im fortschreitenden Angriff der
Straße Piaski – Fajslawice.
Schon aber schlägt
den vorgehenden Schützen erneutes Feuer von der Höhe 225 nördlich der Straße
entgegen. Der Feind hat seine geschlagenen Teile zu neuem Widerstand
zusammengerafft. Auch seine Artillerie ist wieder erwacht und legt den Grund
südlich der großen Straße unter heftiges Grant- und Schrapnellfeuer.
Der Angriff stockt
wieder.
Oberst von Triebig
befiehlt nunmehr, eine erneute Beschießung der Höhe 225 durch die zugeteilten
Batterien. Die Fortsetzung des Angriffs wird auf 11 Uhr vormittags festgesetzt.
Die Batterien
schießen ausgezeichnet. Der Russe wird schwankend. Um ½Uhr ist das Regiment im
Besitz der Höhe. Der Feind ist im Rückzug auf Biskupice. –
Damit war die
Entscheidung des Tages gefallen, der Durchbruch durch die Stellungen des
Gegners gelungen. Zu ernstem Widerstand vermochte sich der Russe nicht mehr
aufzuraffen. Das Füsilier-Regiment 122 drang im Laufe des Nachmittags zusammen
mit seinem rechten Kampfnachbar, dem Infanterie-Regiment 21, von Höhe zu Höhe
vor bis unmittelbar südlich Biskupice. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde das
Regiment hinter den rechten Divisionsflügel als Reserve zusammengezogen. Die
Bataillone nächtigten im Walde, 1½ Kilometer südöstlich Biskupice. –“
aus:
„Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4.
württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen