„4.20 Uhr morgens
eröffnen Flammenwerfer, Artillerie und Minenwerfer schlagartig das Feuer. 4.22
Uhr brechen die drei Sturmkompagnien, Handgranatenwerfer an der Spitze, vor und
dringen im ersten Anlauf in Trichter und vorderen Graben ein; nur die 6. Kompagnie
hat einen kurzen Aufenthalt dadurch, daß eine zu kurz gehende Mine in ihre
Reihen einschlägt und Verluste verursacht.
Die englische
Besatzung, soweit sie nicht flieht, wird gefangen oder niedergemacht; nur zwei
Maschinengewehre im Angriffsraum der 6. Kompagnie leisten hartnäckigen
Widerstand; aber in rücksichtslosem Draufgehen werden sie nach zähem Kampf
schließlich erledigt.
Währenddessen
rückt die 4. Kompagnie in den Trichter nach, greift mit einem Zug die noch von
Engländern besetzten westlichsten Häuser von Hooge an, aus denen starkes
M.-G.-Feuer die 2. Kompagnie flankiert und am weiteren Vorwärtskommen hindert,
und füllt mit einem Zug die bei dieser Kompagnie entstandenen Lücken aus. Dank
dieser Unterstützung gelingt es der 2. Kompagnie, den Anschluß an die 3.
Kompagnie zu gewinnen und mit dieser nach heftigen Kämpfen um den zweiten
Graben das Angriffsziel zu erreichen.
Auf dem linken
Flügel ist inzwischen die 6. Kompagnie durch ein drittes englisches
Maschinengewehr, das durch einen Offizier sehr geschickt bedient wird und
starke Verluste verursacht, von neuem aufgehalten worden. Sie hat ihren dritten
Zug bereits eingesetzt und von der 1. Kompagnie, die in den Abschnitt C
nachgerückt ist, Verstär-kung erhalten. Auch das dritte Maschinengewehr wird
genommen. Unteroffizier Keller aus Schwann (OA. Neuenbürg) säubert mit seinem
Handgranatentrupp den vom Preußenhaus in südöstlicher Richtung führenden Graben
vom Gegner, der hier noch zähen Widerstand leistet; weiter geht der Sturm und
bald ist das Angriffsziel erreicht; ja Vizefeldwebel Grohe stürmt noch weit
darüber hinaus dem fliehenden Gegner nach. Er wird mit seinem Zug zurückgeholt.
Fast gleichzeitig mit den Schützen erreichen auch die beiden Maschinengewehre
des Sturmbataillons unter Unteroffizieren Rosenstock aus Biberach und Blank aus
Schramberg die vorderste Linie und beteiligen sich wirkungs-voll an dem
Verfolgungsfeuer.
Der Gegner
(VIII./Rifles-Brigade der 14. Division, die vorher neun Wochen im Ruhelager
zugebracht hatte) war auf vorbereitete Stellungen im Zouavenwäldchen
zurückgegangen. Seine blutigen Verluste waren sehr stark, die eigenen bis dahin
mäßig.
5.30 Uhr morgens
kann Hauptmann Erhardt bereits das erreichte Ziel und die Beute – 4
Maschinengewehre, 5 Minenwerfer, große Mengen von Waffen, Munition und
Aus-rüstung und 19 Gefangene – melden. Die geringe Zahl der Gefangenen erklärt
sich aus der Erbitterung, mit der Nahkampf geführt wurde, wo der Engländer
überhaupt standhielt; die 4 Maschinengewehre mußten alle im Feuer gestürmt
werden. Dabei zeichneten sich neben dem schon erwähnten Unteroffizier Keller,
der trotz einer nicht unerheblichen Kopfwunde bei der Kompagnie blieb, bis er
durch eine zweite schwere Verwundung kampfunfähig gemacht wurde, Leutnant
Wollinsky, der die Sturm-abteilung der 6. Kompagnie führte, ferner die
Unteroffiziere Nick der 4., Alfons Straub der 1. und Koch der 6. Kompagnie
durch hervorragende Tapferkeit und Gewandtheit aus.
Der
Abschnittskommandeur, Major Blezinger, war den Vorgängen des Kampfes mit
scharfem Auge gefolgt und hatte alle Maßnahmen getroffen, um den Erfolg zu
sichern. Seine 8. Kompagnie hatte den Befehl erhalten, eine Verbindung von der
Sturmstellung nach dem Trichter und von diesem nach dem rechten Flügel der 2.
Kompagnie herzustellen. Die 7. Kompagnie war beauftragt worden, die Verbindung
mit dem linken Flügel der 6. Kompagnie durchzuführen.
Der Ausbau der
eroberten Stellung wurde von dem Sturmbataillon, verstärkt durch weitere vier
Maschinengewehre, ohne Zögern in Angriff genommen. Zur Unterstützung desselben
schob Major Blezinger die 10. Kompagnie und einen Handgranatentrupp der 9. in
den alten Abschnitt C vor, während das Regiment von seinem Gefechtsstand in
Pozelhoek aus die 10. Kompagnie durch die 12. ersetzte und die 11. zur Verfügung
von Major Blezinger stellte. Die schon vorher eingeteilten Arbeitertrupps der
1. und 4. Kompagnie durchbrachen den Feuergürtel der feindlichen Artillerie und
versorgten die Sturmtruppen mit Sandsäcken, Schutzschilden und Munition. Hier
wie später unter noch schwierigeren Verhältnissen beim Fort Vaux tat sich der
Unteroffizier Bollinger der 1. Kompagnie durch außergewöhnliche Tatkraft und
Unerschrockenheit hervor. Bald setzte jedoch feindliches Granat- und
Schrapnellfeuer ein, das die Arbeiten stark behinderte und ständig zunehmende
Verluste verursachte.
Unsere Artillerie,
die einen Beobachter in den vordersten Graben entsandt hatte, erwiderte das
Feuer zwar, aber ohne es wesentlich dämpfen zu können. Um Mittag waren
Transportansammlungen hinter der feindlichen Stellung wahrnehmbar. 2.30 Uhr
traf Hauptmann Erhardt in der vorderen Linie ein und verständigte die
Artillerie von der Lage, die noch gespannter wurde, als bald darauf Meldung von
Truppenbewegungen aus westlicher Richtung auf das Zuavenwäldchen einging. 3 Uhr
nachmittags steigerte sich das Feuer der englischen Artillerie zum
Trommelfeuer. 3.40 Uhr trat der Gegner aus dem Zuavenwäldchen zum Angriff an.
Er brach auf halbem Wege im Feuer unserer Besatzung, die in dem großenteils
eingeebneten Graben unter Hauptmann Erhardt wacker aushielt, zusammen. Die
Masse der Angreifer flutete unter starken Verlusten zurück; der Rest suchte im
Gelände Deckung. Auch hierbei zeichneten sich wieder die Unteroffiziere
Rosenstock und Blank durch Schneid und Kaltblütigkeit aus. Ersterer bediente
sein Maschinengewehr selbst und verstand es, nicht nur frontal, sondern auch
flankierend vortrefflich zu wirken.
Das Trommelfeuer
geht weiter. 4.15 Uhr macht die feindliche Infanterie noch einen
Angriffsversuch, der aber im Keim erstickt wird. Das Feuer läßt nun allmählich
nach, bleibt aber auf Stellung und Verbindungen als planmäßiges
Zerstörungsfeuer liegen.“
aus:
„Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von
Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929
Kartenskizze: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
nach freundlicher Unterstützung durch Herrn Frank Nullmeyer
Kartenskizze: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
nach freundlicher Unterstützung durch Herrn Frank Nullmeyer
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