Aus einem Bericht
des Regimentskommandeurs 126 vom 1. August 1915:
„Annäherungs- und
Verbindungsgräben waren zum großen Teil verschüttet, die alte Stellung, soweit
sie im Angriffsraum lag, so gut wie weggewischt; der ganze Boden mit Granaten
allerschwersten Kalibers durchpflügt, Trichter an Trichter, nur stellenweise
ragen einige Trümmer der zermalmten Unterstände heraus. Der Sprengtrichter
macht durch Umfang und Tiefe einen gewaltigen Eindruck, kein Vergleich mit
denen bei Groenenburg.
Die eroberte
Stellung südlich der Chaussee zu erreichen, bedurfte es einer langen Kriech-
und Klettertour, vielfach über Leichen. Hier bei Tage irgendetwas
vorzu-schaffen, war unmöglich; bei Nacht aber hört das Feuer kaum einen
Augenblick auf. Es ist klar, die Besatzung ist so gut wie abgeschnitten, wenn
es nicht trotz des feindlichen Feuers gelingt, eine gedeckte Verbindung
herzustellen.
Die Mannschaften
in der eroberten Stellung waren erstaunlich wohlgemut; ein paar ruhigere
Stunden hatten sie sichtlich aufgefrischt; aber sie klagten über Durst. Kein Wunder,
die Hitze war groß und bei dem Dauerfeuer des Engländers hatte ihnen kaum die
nötige Munition, geschweige denn Wasser zugeführt werden können. In ihrem
Ungestüm waren sie übrigens teilweise über das gesteckte Ziel hinaus
vorgedrungen. In zwei spitzen Winkeln stieß ihre Stellung gegen das
Zuavenwäldchen vor und es war kaum zu begreifen, daß sie sich da hatten halten
können. Sie wurden sofort in die vorgesehene Stellung zurückgenommen. Der
Rückweg führte über Schloß Hooge. Der einst so stolze Bau war bis auf zwei
kleine Zacken mit samt seinem Nebengebäude wegrasiert, der Keller, der als
bombensicher galt, durchschlagen. In der ganzen Stellung stieß man auf Schritt
und Tritt auf Tote; manchmal lagen sie zuhauf.
Um 2.30 Uhr war
die Erkundung beendet. Der Gesamteindruck war überwältigend. Ungeheuerlich und
grauenhaft erschien das Vernichtungswerk, das sich hier in kürzester Zeit
vollzogen hatte, und wunderbar die innere Kraft, mit der unsere Feldgrauen
solche Eindrücke zu überwinden vermocht hatten; aber es ließ sich nicht
verkennen, die Lage des Abschnitts Hooge-Süd war trotz der guten Stimmung
bedenklich: keine Unter-stände, kümmerliche Gräben, also kein Schutz gegen
Artilleriefeuer; so gut wie keine Verbindung nach rückwärts und infolgedessen
unzulängliche Verpflegung, Munition- und Materialversorgung. Der gute Wille der
Mannschaft konnte auf die Dauer ihre verbrauchten Kräfte nicht ersetzen.“
aus:
„Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von
Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929
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