„Unteroffizier Franz Josef Reich
XIII
Armee-K., 27. Div. Inf-Rgt.124, 5. Komp.
gefallen
12. August 1915.
Ein junges,
hoffnungsreiches Lehrerleben ist in diesem Helden auf den Altar des Vaterlandes
gelegt worden. Franz Josef Reich ist geboren am 27. März 1890 in Calmbach O.-A.
Neuenbürg als Sohn des † kgl. Forstwarts Martin Reich, gebürtig aus Leutkirch,
und der Maria Reich, geborene Sauter aus Spaichingen. Er besuchte die
Volksschule in Upflamör und zeigte sich schon in dieser als geweckter Schüler.
Nach Übersiedlung seiner Eltern von dort nach Weingarten, 1906, trat er, seiner
Neigung zum Lehrerberuf folgend, in die Aspirantenschule Bäuerle-Saulgau ein,
war nach erstandener Aufnahmeprüfung 2 Jahre Präparand und machte die
Aufnahmeprüfung ins Lehrer-seminar mit gutem Erfolg. Sein fleißiges,
gewissenhaftes Studium im Seminar Saulgau trug ihm schöne Ehrenpreise ein.
Seine erste Dienstprüfung, Frühjahr 1909, war entsprechend gut. Als unständiger
Lehrer fand er Verwendung in Rexingen bei Horb, in Matzenbach, Stuttgart,
Krumbach O.-A. Tettnang und zuletzt in Tettnang. Überall arbeitete er mit
schönem Erfolg zur vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten. Seine Schüler
waren ihm sehr anhänglich. Im Kreise seiner Kollegen war er beliebt, von den
Eltern der Kinder geschätzt. Im Herbst 1913 legte er die II. Dienstprüfung ab.
Zu früh freute sich die verwitwete Mutter auf eine baldige definitive
Anstellung ihres Sohnes.
Am 1. April 1914
trat Franz Josef Reich beim Regt. 124 in den Militärdienst ein. Der überaus
anstrengenden 3 monatlichen Ausbildung folgte ein weiterer Monat strengen
Dienstes in der Kompagnie. Voll Begeisterung zog Reich mit dieser zum Kampf
fürs Vaterland nach der Westfront, machte den ganzen Vormarsch mit all seinen
Strapazen und den Rückzug und Stellungskampf mit. Ernst wie seine
Berufspflichten nahm er auch den Dienst als Soldat. Tapfer schlug er sich gegen
den anstürmenden Feind, so daß er wiederholt zur Auszeichnung mit dem Eis.
Kreuz II. Kl. eingegeben ward. Zwei Tage noch trennten ihn vom heißersehnten ersten
Urlaub nach der Heimat, da erreichte ihn das tödliche Geschoß beim Sturm auf
das Martinswerk am 12. August 1915. Eigene und der Mutter Hoffnungen sind mit
ihm ins Grab gesunken.
Von der edlen
Gesinnung des gefallenen Helden zeugt ein Brief des Res.-Leutnants Martis an
die Mutter, der also lautete:
Argonnen,
17. 8. 15
Sehr
geehrte Frau Reich!
Gestatten Sie mir,
daß ich Ihnen zu dem großen und schmerzlichen Verluste, den Sie durch den
Heldentod Ihres Sohnes erlitten haben, mein innigstes Beileid ausspreche. Er
hat sich in diesen zwei so schwierigen Sturmtagen äußerst tapfer und umsichtig
gezeigt. Kurz vor seinem Tode hat er noch freiwillig mitgeholfen, vor der Linie
liegende Tote und einen verschütteten Franzosen zu bergen. Während er einen
verwundeten Franzosen verband, kam ein französischer Angriff, bei dem er den
Heldentod fand. Er ruht im Waldfriedhof des Regiments und wird von seiner
Kompagnie, von seinen Kameraden nie vergessen werden.
Ihr
tiefes Leid mitfühlend, begrüßt Sie Ihr ergeb. Martis.“
aus:
„Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920
„Am 11. Aug. hatte
II./124 zusammen mit Inf.-Regt 120 Teile des Martinswerkes, das wegen seiner
flankierenden Lage eine ständige Bedrohung unserer Stellungen bildete, zu
nehmen. 8. und 5./124 griffen in erster Linie an. Durch Abschießen einer
Zünd-leitung wurde die eine der beiden Sprengungen um 8 Minuten verzögert,
außerdem fiel beim Sturmreifschießen der französischen Stellung ein mittlerer
Minenwerfer durch Volltreffer aus. 8./124 fand infolgedessen sehr starken Widerstand,
während 5. Kompagnie gut vorwärts kam. Rechter Flügel und Mitte Inf.-Regt. 120
hatten ihr Ziel erreicht, linker Flügel nicht, da sich auch die 8./124 mehr
oder weniger noch in der Ausgangsstellung befand, so stand die 5./124 allein
vorn ohne jeden Anschluß nach den Seiten. Alle Versuche des II./124, bis zu den
vorwärts gekommenen Teilen des Inf.-Regts. 120 die gegnerische Stellung
aufzurollen, schlugen fehl. In dieser wenig beneidenswerten Lage wurde die
Nacht vom 11. auf 12. verbracht.
Bis zum Nachmittag
des nächsten Tages gelang es durch ununterbrochene Vorstöße und
Handgranatenangriffe der 6. und 1. Kompagnie, wenigstens so weit nach rechts
vorzurücken, daß mit Inf.-Regt. 120 Augenverbindung hergestellt war. Erst am
Abend wurde nach verlustreichen Kämpfen der wirkliche Anschluß erreicht. Im
Martinswerk waren zahlreiche Franzosen abgeschnitten, die sich am 13. August
morgens der 6./124 in Stärke von 81 Mann, der 1./124 mit 2 Offizieren 64 Mann
ergaben. Dieser späte Erfolg war teuer erkauft, am 11. und 12. waren 45 Mann
gefallen, darunter der tapfere Offizierstellvertreter Rist, 124 Mann verwundet,
dabei die Leutnants d. R. Martis, Mohr und Bauer.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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