„Ein neuer Befehl
rief das Regiment in nordöstlicher Richtung auf Mien; östlich dieses Ortes lag
der Feind auf den Höhen. In der Miankaniederung und von Karpie her auf dem
linken Nurzec-Ufer entwickelten sich Kompagnien des I. Bataillons und besetzten
am Abend des 15. August mit dem III. Bataillon die Straße Karpie – Mien.
Als besonders
zusammengestelltes Detachement mit 1./Ul. 20, 5./Pion. 13, I./29, geht der
Marsch am 16. August über Potoki auf Bransk, mit der Aufgabe, mit der nach Ruda
marschierenden 1. Garde-Res.-Div., von der noch keine Nachricht vorlag,
Verbindung herzustellen. Die Brücke über den Bronka-Bach und die nördlich
gelegenen Höhen hatte der Russe in den Händen. Unter dem Schutz unseres
Artilleriefeuers, das sehr gut wirkte, entwickelte sich das Regiment zum
Angriff mit folgendem Befehl:
I. Bataillon mit 4 M.-G. gegen die Brücke.
II. Bataillon links neben I. Bataillon
über Höhe 144 gegen Höhe 142.
III. Bataillon mit 4 M.-G. als Reserve
hinter Höhe 144.
5./Pion. 13 folgt dem I. Bataillon zur
Wiederherstellung der Brücke.
Dem II. Bataillon
werden die M.-G.-Züge 222/223 zugeteilt. Das Bataillon bekam gleichzeitig noch
den Auftrag, den Kirchhof bei Höhe 144 mit zwei Kompagnien so lange besetzt zu
halten, bis die Brücke in unserer Hand war.
Das I. Bataillon
gelangt bald in den Besitz des Punkts 137, bekam aber beim Durchschreiten des
Waldstückes Feuer aus Kalmica und nahm den Ort bis 4 Uhr nachmittags.
Inzwischen war es dem II. Bataillon gelungen, bis zum Abend durch den Wald
durchzustoßen und den Waldrand nördlich Kalmica zu erreichen. Mit
zurück-gebogenem rechten Flügel, um den Anschluß an die Garde zu bekommen,
gruben sich beide Bataillone an den Waldstücken ein. Am folgenden Tag, 17.
August, sollte dann das II. Bataillon den Feind von Norden her aufrollen.
Hier zeichnete
sich besonders im Nahkampf durch hervorragendes Draufgehen die 8. Kompagnie des
Regiments aus und trug zum Erfolg des Tages bei. Sie hatte den Auftrag, den
Wald zu säubern. Unter dem Schutz der Gebüsche legte sie eine große Strecke
unbehelligt zurück, als mit einem Schlag der Feind ein mörderisches Feuer, dem
bei der nahen Entfernung so mancher gute Kamerad zum Opfer fiel, in die Reihen
der Kompagnie einschlug.
Gegen eine gut
maskierte und zäh verteidigte Schanze ging es! Angefeuert durch ihre Offiziere,
die bis zum letzten Atemzug aushielten, wehrten sich die Russen aufs äußerste.
Aber auch bei uns
fehlte es nicht an hervorragenden Führern. Ihnen voran Leutnant d. R. Negele.
Die 8. Kompagnie führend, verstand er es durch sein hervorragendes Beispiel an
Tapferkeit, seine Mannschaften mitzureißen, und als diese den heldenmüti-gen
Führer tot zusammenbrechen sahen,
erfaßte sie wilder Zorn. – Rache für den beliebten Offizier! – Im
Halbkreis hatten sich die Russen im Gestrüpp des Waldes, fast unsichtbar,
eingenistet und schossen noch auf wenige Meter auf die anstürmende tapfere
Schar. Viele Gefangene wurden dabei nicht gemacht; was nicht noch rechtzeitig
die Flucht ergriff, war rasch in erbittertem Handgemenge von den Unsern überwältigt.
– Es scheint fast, als hätten wir einen neuen Gegner vor uns, und warum sollten
wir nicht auch des Feindes Tapferkeit anerkennen? – das fühlen wir in den
folgenden Kämpfen und Gefechten mehr und mehr.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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