„In der Nacht vom
29. auf 30. September wurde das Regiment alarmiert und rückte nach Trydany. Die
beiden sächsischen Infanterie-Regimenter waren in dieser Nacht in den Wäldern
vorwärts Trydany in vorderer Linie gestanden, wir in Kruty dahinter. Da hatten die
Russen angegriffen.
Ob die Sachsen von
den Russen überrascht worden waren oder wie die Sache zuge-gangen, das erfuhr
man nie. Warum die Division, nachdem sie glücklich vom Feind sich losgelöst,
bei Kruty so lange wieder hielt, ebensowenig. Aber jetzt war die Panik da,
alles schien den Kopf verloren zu haben.
Der
Brigadekommandeur setzte persönlich, ohne den Regimentskommandeur zu
be-nachrichtigen, zuerst die 8./R. 120, gleich nachher das III./R. 120 zur
Unterstützung von Regiment 106 ein. Als die Württemberger in den Wald kamen,
begegneten ihnen einzelne Leute von 106, von Russen war zunächst nichts zu
sehen. Erst nach einiger Zeit erfolgten schwache, ja geradezu scheue russische
Angriffe.
Der Rest von R.
120 war hinter Trydany geblieben. Und nun kam Schreckensbotschaft über
Schreckensbotschaft. Regiment 107 sei vernichtet, Regiment 106 gefangen.
Au-genscheinlich ohne höheren Auftrag langten auf eigene Faust einzelne Leute,
Offiziere, Meldereiter, Radfahrer, auch ein Arzt an und wollten Unterstützung
nach irgendwohin. Ein klares Bild der Lage, einen Befehl gab niemand.
Oberstleutnant Fromm,
an unnötige Rufe nach württembergischer Hilfe gewöhnt, ließ sich nicht aus dem
Konzept bringen. Er wartete, bis sich alle Kolonnen und die Artillerie auf der
Marschstraße nach Nowosiolki eingefädelt hatten, dann folgte er mit dem
Regiment. Den letzten, der von ihm Hilfe wollte, fertigte er mit dem
schwäbischen Gruß ab.
Das Regiment bezog
dann zwischen Nowosiolki und Bojari eine Aufnahmestellung, durch welche die
noch vorne befindlichen Teile der Division abzogen. Auch beim Regiment gelang
der Abzug ohne Verlust, die Russen wagten nicht anzugreifen.
Die Verluste der
Sachsen bei Trydany waren nicht von Bedeutung. Also ist ein rechter Grund zu
der dortigen Panik nicht klar.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 120 im Weltkrieg
1914–1918“, Stuttgart 1920
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