Freitag, 4. September 2015

4. September 1915


„Der Divisionsbefehl für den 3. September ordnete eine Wegnahme der Stellungen hinter der Kuklanka an; der uns zufallende Teil am Südwesthang der Karatygine Gory nördlich Kukolki schien nicht leicht zu stürmen. Doch der Gegner zog sich in der Nacht auf die östlichen Ufer der Naumka zurück. Das Regiment erreichte im Laufe des Nachmittags die Linie 196 – 195 westlich Talkowce und besetzte mit mehreren Kompagnien den Ort Talkowce. Der Gegner war sehr aufmerksam und beantwortete jede Bewegung unsererseits mit lebhaftem Artilleriefeuer.

Das Ziel des nächsten Tages (4. September) war gegeben. Überschreiten des überaus sumpfigen Naumka-Abschnitts. Ein planmäßiger Angriff wurde erforderlich.  Noch unter dem Schutze der Dunkelheit erfolgte das Herangehen an die Höhen östlich Talkowce, III. Bataillon rechts, II. Bataillon links, I. Bataillon verblieb in zweiter Linie, Anschluß links an Garde, rechts an Regiment 121. Nach sehr lebhaftem Feuerkampf, bei dem beiderseits nicht an Munition gespart wurde, baute der Gegner gegen 7 Uhr vormittags allmählich ab. Somit schien der Zeitpunkt für unser Vorgehen gegeben. Aber der Gegner hielt Szylowicze und den Wald südlich Szylowicze noch besetzt. Wenige Schützen im Wald genügten, um uns das Überschreiten des Sumpfgeländes der Naumka, das infolge unaufhörlichen Regens von Stunde zu Stunde widerwärtiger und gefahrdrohender wurde, unmöglich zu machen. Die Brücken waren sämtlich abge-brochen, teilweise brannten sie noch lichterloh. Erst nachdem die Russen aus dem Niederholz des Westrandes in das Waldinnere des Szylowiczer Hochwaldes verschwan-den, konnte das III. Bataillon um 9 Uhr vormittags die Naumka durchwaten und sich auf der Höhe 177 eingraben, soweit der Moorboden dies zuließ. Der Gegner stand auf 800 m gegenüber. Nach dem III. Bataillon folgte das Regiment 121 bis Melowce. Das II. Bataillon überschritt die Naumka gegen 12 Uhr mittags, nahm Anschluß an das III. Bataillon, mußte aber seinen linken Flügel stark zurückbiegen, da der Gegner Szylowicze noch nicht geräumt hatte und zwar deshalb, weil es der Garde nicht gelungen war, die durch Regengüsse in einen Sumpfsee verwandelte Naumka zu über-winden.
Der größte Teil des Regiments verblieb die Nacht auf dem östlichen Ufer der Naumka in den erreichten Stellungen. Nur mit Aufbietung aller hierzu noch verfügbaren Kräfte konnte den durch den Schlamm gewateten und von eiskaltem Regen bis auf die Haut durchnäßten Kompagnien warme Verpflegung zugeführt werden.
Bis in die Nacht hinein unterhielt der Gegner ein sehr lebhaftes Feuer, dann verschwand er.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Friedrich, König von Preußen“ (7. Württ.) Nr. 125 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1923

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