„Von größter
Bedeutung wurde im Stellungskrieg der Gesundheitsdienst. Die erforder-lichen
Maßnahmen ließen sich hier viel vollkommener durchführen als im Bewegungs-krieg.
Sauberhaltung des ganzen Divisionsabschnitts wurde durch Beseitigung der Abfallstoffe,
Anlage von Latrinen, Abfuhr der Küchenabfälle sowohl in den Stellungen, wie
in den rückwärtigen Unterkünften
erreicht. Sodann war von höchster Wichtigkeit die Beschaffung einwandfreien
Wassers zum Trinken, Kochen, Waschen. Dieses Pro-blem wurde in großzügiger Weise
angefaßt und durchgeführt durch eine Wasserkom-mission, welcher ein Hygieniker
(Stabsarzt Dr. Holle vom Inf.-Regt. 120) mit 1 Tech-niker, 2 Brunnenmachern, 2
Flaschnern angehörte. Von ihrer Tätigkeit
wird noch aus-führlich die Rede sein. Auch für Badegelegenheit wurde im Frühjahr
1915 gesorgt und in den zur Aisne fließenden Waldbächen der Argonnen
Badeanstalten gebaut. Die 4 Infanterieregimenter richteten sich je eine
Limonadenfabrik ein, welche täglich 1500 – 2000 Flaschen lieferten. Diese
standen ebenso wie die Divisionsschlächterei, die Aufbe-wahrung des Fleisches
und der übrigen Nahrungsmittel in Kühlräumen bei der Truppe unter dauernder
ärztlicher Aufsicht. Die tierischen Abfallstoffe wurden vor ihrer Besei-tigung
mit Chlorkalk desinfiziert. Die schleunige Durchführung all dieser Maßregeln
und Einrichtungen war deshalb so sehr dringend, weil die Division sich in einem
franzö-sischen Gebiet befand, wo Typhus endemisch war. In Frankreich gab es
nicht, wie im deutschen Teil von Lothringen, eine wirksame Typhusbekämpfung aus
staatlichen Mit-teln, und mit der Wasserversorgung und Beseitigung der
Abfallstoffe sah es trübe aus. Freilich stand – wie es sich im weiteren
Verlaufe des Krieges zeigte – Französisch-Lothringen hierin keineswegs sehr weit
hinter dem übrigen Frankreich zurück.
Unter diesen
Verhältnissen war es gar nicht zu vermeiden, daß vielfach Typhuserkran-kungen
auftraten, deren Zahl allerdings mit dem Ausbau der Wasserversorgung und der
übrigen hygienischen Einrichtungen unter starker Mitarbeit und Aufsicht aller
Ärzte immer mehr abnahm.“
aus:
Das Sanitätswesen im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1924
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