Dienstag, 20. Oktober 2015

20. Oktober 1915


„Am Abend des 19. Oktober erstiegen die Kompanien der vorderen Bataillone den Gospocka dubrava und gruben sich dort ein. Das II. Bataillon wurde als Reserve des Re-gimentskommandeurs in dem in einer tiefen Bergschlucht versteckten Dorfe Sljivovac für die Nacht untergebracht.
Mit dem Feinde war am Abend jede Fühlung verloren gegangen. In der Nacht setzte ein leichter Regen ein, der auch noch am Morgen des 20. Oktober anhielt. Das Tagesziel des Regiments für den 20. war die Besetzung der Berge östlich des Dorfes Vlaskido. Das waren die Höhenzüge, die unmittelbar vor der neuen serbischen Hauptstellung bei Aleksandrovac lagen.
Früh morgens traten die vordersten Linien des Regiments vom Gospocka dubrava aus an und gingen weiter in südlicher Richtung vor. Durch den Regen waren die Wege fast grundlos geworden. Das Nachziehen des Gefechtstrosses bereitete ungeheure Schwie-rigkeiten. Ganz besonders aber erschwerte dieser Witterungswechsel die Bewegung der Artillerie. An vielen Stellen mußten einzelne Geschütze ohne Protze von 20 und mehr Pferden den Hang hinauf gezogen werden. Ganze Kompanien wurden den Batterien zugeteilt, um ihr Vorwärtskommen wenigstens in dem Maße zu gewährleisten, daß sie für eine Verwendung bei feindlichem Widerstand in erreichbarer Nähe waren.
Vom Gegner war in den ersten Vormittagsstunden noch immer nichts zu sehen.
Gegen 11 Uhr vormittags erstieg das I. und III. Bataillon die Höhen bei dem Bergdorf Tocka und stieß dort auf feindliche Infanterie und Maschinengewehre, die auf die vorgehenden Kompanien sofort ein lebhaftes Feuer eröffneten. So entwickelte sich noch am Nachmittag des 20. Oktober ein kurzes Gefecht.
Um die Serben aus ihren Gräben, die eine vorgeschobene Stellung bildeten, herauszu-werfen, wartete das Regiment zunächst das Eintreffen der ihm zugeteilten Batterien ab. Als diese gegen 3 Uhr nachmittags unter großen Schwierigkeiten in einem Bachgrund wenige hundert Meter hinter der vorderen Infanterielinie in Stellung gebracht waren, wurden mit deren Unterstützung die Serben in einem um 4 Uhr einsetzenden Angriff durch I. und III. Bataillon auf ihre Hauptstellung östlich Aleksandovac zurückgeworfen.
Es war schon an diesem Abend klar zu erkennen, daß sich das Regiment tatsächlich vor neuen großen Verteidigungsanlagen befand, die von den Serben schon lange Zeit vorher ausgebaut sein mußten. Ein Angriff war erst unter Mitwirkung der gesamten Artillerie, besonders der schweren, durchführbar. Diese war jedoch infolge des eingetretenen Regenwetters auf den schlammigen Wegen noch weit nördlich zurück. Der Angriff auf die neue feindliche Stellung wurde daher von der Division erst für den 22. Oktober in Aussicht genommen.“


aus: „Das Füsilier-Regiment Kaiser Franz Joseph von Österreich, König von Ungarn (4. württ.) Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1921

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