„„Manchmal wird es
bei dem Regen, der seit zwei Tagen niedergeht, oder undurch-dringlichen Nebel
ganz dunkel – dann marschieren die Feldgrauen in einer Wolke. Es hat etwas
Unheimliches, meilenweit durch ein unwegsames Gebirge zu marschieren, rechts
den Abgrund, links die steile Höhe; nur an wenigen Stellen ist ein Vorfahren
oder Ausweichen möglich. Man weiß, nicht, wo der Serbe steckt, weiß nicht, ob
man nicht in einen Hinterhalt marschiert und sieht dabei vor Nebel kaum den
Nebenmann. Dabei reißen die Bäche die tiefsten Furchen in den Weg; da bleibt
ein Fahrzeug stecken, dort stürzt ein Pferd oder bleibt vor Ermattung liegen.
Bei den miserablen Karten und dem Nebel weiß niemand, wo man ist, man kann es
nur ganz ungefähr raten oder vermuten.“ So beschreibt Fritz v. Graevenitz den
Verlauf und die Stimmung bei diesem Gebirgs-marsch und sagt weiter: „In solchen
Lagen muß ein feindlicher Überfall gelingen, wenn er gut angelegt ist. Die
Infanterie wird sich ihrer Haut wehren, aber alles, was fährt, wie Artillerie
usw., ist verloren. Der Geländekundige ist sehr im Vorteil. Daß wir auch heute
Nacht nicht überfallen wurden, trotzdem die Serben die Schwierigkeiten unserer
Lage kennen müßten, ist ein Zeichen dafür, wie schwer der Serbe in den
vorangehenden Gefechten geschlagen war. Unser Vordrängen kam ihm zu schnell,
als daß er Kräfte für derartige Unternehmungen, die ihm bei den Österreichern
im vorigen Jahre glückten, noch übrig gehabt hätte.“
Am folgenden Tag
(27. Oktober 1915) wurde 6 Uhr vormittags der Marsch bei Regen, dichtem Nebel
und völlig unsichtiger Witterung fortgesetzt, unterbrochen durch große,
ermüdend wirkende Marschhalte.“
aus:
„Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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