Sonntag, 15. November 2015

15. November 1915


„Um die Zeit des Eintreffens der Truppen auf dem Kanonenberg war die Lage dort wieder sehr gespannt, doch kamen feindliche Angriffe in den folgenden Tagen nicht zur Durchführung. Um so mehr hatten die Bataillone unter einem mörderischen Artillerie-feuer zu leiden, mit dem Joffre seine nicht gerade erfolgreiche Offensive ausklingen ließ. Das Abflauen des Großkampfes ermöglichte es bald, dem Regiment einen fest begrenzten Abschnitt zum Ausbau und zur Verteidigung zuzuweisen. Seine Besetzung konnte so geregelt werden, daß, ähnlich wie in den Argonnen, ein Bataillon die Kampflinie hielt, während die beiden anderen Bataillone in Bereitschaft bzw. Ruhe lagen. Als Ruhequartiere verblieben den Bataillonen ihre Lager in den Argonnen; des weiten und beschwerlichen Anmarsches zur Stellung wegen (15–18 Kilometer) wurde die Ablösungsfolge auf 8–10 Tage festgesetzt. 2½ Monate blieb das Bataillon dem Regiment fern. Durch rastloses Arbeiten im Stellungsbau hatte es zuerst auf der Höhe des Kanonenbergs, dann links anschließend in der „la Justice“-Stellung kräftig mitge-holfen, die Schäden, welche die feindliche Offensive uns in dieser Hinsicht zugefügt hatte, zu beheben. Unter der Kampftätigkeit des Gegners hatte das Bataillon während der Zeit verhältnismäßig wenig zu leiden; in desto schwererem Kampf aber lag es mit den Unbilden der Witterung. Obwohl bei der großen Entfernung der beiderseitigen Stellungen voneinander (800–1600 Meter) tagsüber einige wenige Posten und für die Nachtstunden vor die Front geschobene Patrouillen zur Sicherung der Stellung vollauf genügten, reichten die restlichen Mannschaften nicht annähernd aus, dem durch den fortgesetzten Regen bewirkten Zerfall der Stellungen und Stollen im dem Kreide-Boden der Champagne überall erfolgreich entgegenzuarbeiten. Erschwerend kam hinzu, daß die Zufahrtsstraßen sich in einem so trostlosen Zustand befanden, daß das Vorbringen von Verpflegung und Material auf ungeheure Schwierigkeiten stieß.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ (2. Württemb.) Nr. 120 im Weltkrieg 1914–1918ׅ, Stuttgart 1922

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