„Der Winter
1915/16 war bei weitem erträglicher als der erste Kriegswinter. Man war sowohl
vorn in der Stellung, als hinten in den Ortschaften bedeutend besser
unter-gebracht, man war mit allem, was man zum Leben brauchte, gut versehen, und
das ganze Leben ging seinen geordneten Gang, wie wenn es nie anders gewesen
wäre. Dafür nahm aber die Gefechtstätigkeit der Engländer bedeutend zu und
löste bei uns die Gegenwirkung aus. Schon im Laufe des Sommers hatte der Gegner
vereinzelt mit Gasgranaten geschossen und auf Grund von Beobachtungen erwartete
man auch einen Gasangriff, der aber nicht erfolgte. Dafür nahm das Minen- und
schwere Artilleriefeuer immer mehr zu. Über 500 schwere und über 1000 leichte
oder mittlere Granaten an einem Tag auf die Stellung des Regiments war keine
Seltenheit. Dazu noch 30–40 schwere Kugelminen und ebensoviel leichte
verschiedener Konstruktion. Es war eine schwierige Arbeit, den
Aufstellungspunkt der feindlichen Minenwerfer ausfindig zu machen. Die
Artillerieverbindungsoffiziere, die dem Bataillon zugeteilt waren, hatten sich
sehr verdient dabei gemacht. Waren die Minenwerfer endlich erkannt, so wurden
sie mit Artillerie bekämpft, der Erfolg war aber nicht zu groß. Meistens zogen
sie aus und schossen von einer andern Stelle aus wieder. Nun begann das Suchen
von neuem. Der Schaden, den die Minen anrichteten, war recht beträchtlich, die
Verluste aber nicht groß. Wenn die Mine nicht zufällig in den Graben fiel, waren
die Menschen in den tiefen Gräben in Sicherheit. Aber das Wiederherstellen der
Stellung erforderte sehr viel Arbeit und Material, und der fürchterliche Krach
der explodierenden Mine ging den Menschen auf die Nerven.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“
Stuttgart, 1922
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