„Max Kraut
geboren
am 10. Juli 1891
gestorben
am 7. November 1915 in Bapaume.
Kraut
war Sohn unseres Philisters, Rechtsanwalts und früheren Landtagspräsidenten
Kraut in Stuttgart. Nachdem er in Stuttgart die Schule durchlaufen und im
Anschluß daran als Einjähriger im Württ. Feld-artillerieregiment 13 in Ulm
gedient hatte, kam er im Wintersemester 1910/11 nach Tübingen, wo er mit
Ausnahme von 2 Berliner Semestern die Rechtswissenschaft studierte und in der
Bruderschaft als Fechtwart, selbst sehr guter Fechter, zeitweise auch Sprecher,
eine allgemein anerkannte Stellung ausge-füllt hatte. Gerade in der Vorbereitung
auf das Examen begriffen, wurde er bei Ausbruch des Krieges sofort zu seiner
Truppe eingezogen. Der Drang, möglichst bald und energisch sich vor dem Feind
zu betätigen, veranlaßte ihn, Ende März 1915 zur Infanterie überzutreten. Er
wurde dem Württ. Infante-rieregiment 180 zugeteilt, das an der Westfront in der
Nähe von Bapaume eingesetzt war und Anfang November den Auftrag hatte,
festzustellen, welche Truppenteile auf der Gegenseite die Front inne haben. Zu
diesem gefährlichen Unternehmen, aus den feindlichen Gräben die nötige
Aufklärung zu holen, meldete sich der Anfang Juni zum Leutnant beförderte Max
Kraut, wie sein unerschrocken er Mut und sein Pflichtbewußtsein ihn auch schon
früher veranlaßt hatte, auf freiwilligen Patrouillen sich persönlich gegen den
Feind einzusetzen. So verließ er in der Nacht vom 1./2. November mit 8 Mann die
Stellung und hier wurde er, selbst vorschleichend, um die Gelegenheit des
Überfalls zu erkunden, dicht am feindlichen Graben von einer Kugel, die ihn in
den Bauch getroffen hatte, schwer verwundet. Er konnte sich noch zu seinen
Leuten zurückschleppen, die ihn in die Stellung zurücktrugen. Noch in der
selben Nacht wurde er nach Bapaume transportiert und operiert. Seine
ungewöhnlich kräftige Natur gab schon die Hoffnung, er werde sich durchreißen;
allein am Abend des 7. November führte eine Herz-schwäche sein Ende herbei. Die
Trauer um ihn bei seiner Truppe und in weiteren Kreisen war eine große. Seine
hervorragende Tapferkeit und Pflichttreue war allgemein anerkannt. Solange er
noch auf dem Sterbebett lag, hat der General von Soden persönlich die goldene Militärverdienstmedaille
für ihn überbracht. Max Kraut hat die Freude freilich nicht mehr erleben
dürfen. Das EK II hatte er schon früher erhalten. Zur Überführung seiner Leiche
vom Lazarett an den Bahnhof waren vom kommandierenden General abwärts eine große
Zahl Offiziere vom Reserve-Feldartillerieregiment 26 und Infanterie-regiment Nr.
180 und eine Anzahl Bundesbrüder mit der Ehrenkompagnie gekommen. Einen mit dem
Band geschmückten Kranz haben ihm die Bundesbrüder als letztes Freundeszeichen
mitgegeben. Auf dem Waldfriedhof in Stuttgart ist er beerdigt und neben ihm
wurde 2 Jahre später sein in Italien gefallener jüngerer Bruder Wilhelm zur
letzten Ruhe gebettet.“
aus: „Die
Gefallenen der Burschenschaft Germania zu Tübingen“, Stuttgart ohne Jahr
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