„Wenige Jahre vor
dem Kriege war in Deutschland mit der Aufstellung einer Flieger-truppe begonnen
worden. Der Bedarf an Offizieren wurde zunächst durch Abkomman-dierungen aus
allen Waffengattungen gedeckt. Von unserem Regiment waren Leutnant Logan als
Beobachter und Leutnant Wencher als Flugzeugführer schon vor dem Kriege bei der
Fliegertruppe tätig. Beide wurden bei der Mobilmachung auch zu dieser
einbe-rufen.
Die Grundsätze für
den Einsatz der Flieger hatten sich aus den Manövererfahrungen 1911 – 1913 ergeben.
Bei der Mobilmachung war bei jeder Armee und jedem General-kommando nur je eine
Fliegerabteilung vorhanden. Frankreich war uns weit voraus. Die Erfahrungen
über Artillerieflieger, F.-T.-Gerät und Bewaffnung mit Maschinengewehr-en
fehlten bei uns vollkommen.
Trotzdem leisten
unsere Flieger in der Aufklärung während des Bewegungskrieges sehr Gutes. Die
Flughöhe betrug damals etwa 800 – 1500 Meter, als Bewaffnung hatte jedes Flugzeug
einen Karabiner. Flüge in Feindesland wurden von Leutnant Logan und Leut-nant Wencher
häufig ausgeführt und bis über die französischen Grenzstellungen hinaus
ausgedehnt.
Rittmeister Logan
berichtet: „Ich flog von meiner Friedens-Fliegerstation Freiburg i. B. vom 1.
Mobilmachungstag an im Grenzschutz, am 6. August kam ich zum erstenmal über
Belfort in feindliches Flakfeuer. Der Bewegungskrieg bis Ende Oktober 1914
brachte Wencher und mir fast nur Fernflüge bis 120 Kilometer hinter die
feindliche Front. So habe ich am 1. 11. 1914 meinen 31. Fernflug durchgeführt.
Wencher ist wohl kaum weniger geflogen.“
Als sich im Herbst
1914 der Stellungskrieg entwickelte, verloren die großen strate-gischen
Aufklärungsflüge an Bedeutung. Die durch unsern Vormarsch sich immer mehr
verringernden Entfernungen vom Gegner führten von selbst in das Gebiet der
täglichen Nah- und Kleinarbeit über. Die Aufgaben waren: Überwachung des
Gegners, Artillerie-beobachtung, Bombenabwurf und Luftkampf. Die ständige
Überwachung erstreckte sich auf die vordere feindliche Linie und das hinter ihr
liegende Operationsgebiet. Bei der Menge der täglich neuen, meist geringen und
aus der großen Höhe auch mit bewaffne-tem Auge kaum sichtbaren Veränderungen
beim Gegner versagte das Auge des Beo-bachters. An seine Stelle trat das
Lichtbild. Die photographische Platte hielt jede Ver-änderung fest. Zu ihrer
Auswertung wurden bei den Fliegerabteilungen die Bildstellen geschaffen.
Versuche mit dem F.-T.-Gerät waren im Gange. Die Abwurfbomben wur-den wesentlich
vergrößert und die Zielvorrichtungen verbessert. Die Bombenangriffe waren anfangs
noch selten, wurden aber doch schon von geschlossenen Abteilungen ausgeführt.
Der Angriff auf feindliche Flugzeuge stieß infolge der ungenügenden Be-waffnung
und der anfänglichen Unterlegenheit unserer Flugzeugtypen auf Schwierig-keiten,
die erst durch den im Frühjahr 1915 einsetzenden Einbau von Maschinengeweh-ren
behoben wurden. ( … )
Kurze Zeit später
verunglückte auch unser lieber Kamerad Leutnant Wencher. Persönlich
anspruchslos, hatte er große Vorliebe für jede körperliche Betätigung, im
Rudern, Skilauf und in der Leitathletik tat er sich hervor. Waghalsige
Unternehmungen waren seine Freude, große und gefährliche Flüge seine Sache! Mit
seltenem Wagemut und größter Unerschrockenheit führte er seine Aufträge aus und
auf seinen Fernflügen flog er oft weit in das feindliche Gebiet.
Das Tragische an
seinem Tode ist, daß er nicht über den feindlichen Linien fiel, sondern bei
einem Probeflug in der Heimat tödlich verunglückte. Er stürzte am 15. Dezember
1915* in Saarbrücken beim Einfliegen eines neuen L. V. G. Eindeckers infolge
Flügel-bruches aus geringer Höhe ab.“
aus:
„Das Ulanen-Regiment „König Karl“ (1. Württ.) im Weltkrieg 1914-1918“
Stuttgart, 1927
* *laut
Ehrentafel der Regimentsgeschichte, Regiments-Ehrentafel im Ulmer Münster und
Bestand M 708 des Hauptstaatsarchivs Stuttgart am 14. Dezember 1915
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