„Was die Ausbildung der Mannschaften im einzelnen betrifft, so mußten aus
der Menge der für die Friedensausbildung bestehenden und erprobten Übungen in
weiser Beschrän-kung und auf Grund gewissenhafter Erwägung diejenigen ausgewählt
werden, die für die Erreichung des gesteckten Zieles unerläßlich und
durchführbar erschienen; die äußere Form mußte gegenüber der Fertigkeit
zurücktreten, wenn auch soldatisches Benehmen, Haltung usw., kurz Dinge, die
Aufgabe der schrittweisen Erziehung waren, unnachsichtig gefordert wurden.
Im Turnen wurden in erster Linie Übungen betrieben, die der Kräftigung der
Arm-, Bein- und Bauchmuskeln dienten und die Grundlage für das im Gelände
gepflegte angewandte Turnen (Sprung, Kriechen, Klettern, Hindernisnehmen usw.)
bildeten und den Leuten Mut und Selbstvertrauen einzuflößen vermochten;
letzterem Zweck diente insbesondere auch das Gewehrfechten.
Im Einzelexerzieren, das während der ganzen Ausbildungszeit womöglich
täglich, wenn auch jeweils nur kurz, betrieben wurde, wurde unter Auslassung
aller parademäßigen Übungen angestrebt, Stellung und Haltung zu pflegen und den
Mann in der Handhabung seines Gewehrs gewandt zu machen. Marschübungen in der
geschlossenen Abteilung und Marschdisziplin wurden vorzugsweise auf dem Marsch
zu und von den Gelände-übungen betrieben. Mißlich und hinderlich für die
Ausbildung namentlich im ersten Kriegsjahr war der zeitweilige Mangel an
Gewehren; wochenlang mußten die Mann-schaften zu den Übungen auf dem
Exerzierplatz und im Gelände mit Fechtgewehren ausrücken.
Im Gefechts- und Geländedienst wurde der Hauptnachdruck auf den Gebrauch
des Gewehrs im Gefecht (Augengewöhnung, Zielerfassung, Entfernungsschätzen,
sichere und rasche Handhabung des Gewehrs, Feuerdisziplin), Geländeausnützung,
Schanzar-beiten, Gebrauch der Gasmasken, Werfen von Handgranaten und auf
Erziehung zum selbständigen Handeln gelegt.
Die Ausbildung im Zielen und Schießen wurde mit besonderer Sorgfalt, Sowohl
durch eingehende Belehrung über sämtliche hierbei in Betracht kommenden Punkte
und Vor-gänge, als auch durch sorgfältige Vorbereitung und Durchführung der
einzelnen Schießübungen betrieben. Sehr
förderlich und lehrreich waren hierbei die jeweils zehn bis vierzehn Tage
dauernden Übungen auf dem Truppenübungsplatz. Auch in der Schießausbildung
machte sich zeitweilig neben dem Mangel an Gewehren die knappe Zuteilung von
Munition in höchst nachteiliger Weise geltend.
Der innere Dienst, der in der Hauptsache nach den Grundsätzen der
Friedensausbildung gehandhabt wurde, war zunächst Selbstzweck, diente aber auch
als Mittel zur Aner-ziehung der grundlegenden militärischen Tugenden, Durch eine
entsprechende, in ernster und bestimmter, aber wohlmeinender Weise gegebene
Belehrung über die im Interesse des Einzelnen und der Gesamtheit sich
ergebenden Notwendigkeiten war es meist leicht, bei den Leuten Sinn und
Verständnis für all das zu wecken, was dieser Zweig ihrer militärischen
Ausbildung von ihnen forderte und für sie bedeutete.“
aus: „Feldverwaltung,
Etappe und Ersatzformationen im Weltkrieg 1914–18“, Stuttgart 1925
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