„Die Stellung lag zwischen der Bahn Hollebeke – Ypern und dem Kanal Ypern –
Menin. Als Zugang diente die Straße Tenbrielen – Kortewilde – Verbranden-Molen.
In Kortewilde lagen die Ruhe-Truppen. Straße und Ort erhielten so gut wie kein
Feuer. In Kortewilde lebten die Einwohner noch in ihren Häusern und bebauten
ihre Felder. Alles machte einen sehr friedlichen Eindruck, wenn man an
Binarville zurückdachte. Trotz-dem wurde im Ort und am Rand desselben mit Anlage
von schußsicheren Unterständen begonnen, diese Arbeiten führten Russen aus. Die
Stellung selbst war vom Inf.-Regt. 99 sehr gut ausgebaut und, was in Flandern
die Hauptsache ist, mustergültig entwässert. Infolge des hohen Grundwassers konnte
man selten tiefer als 1 Meter in den Boden und mußte die erforderliche Deckung
durch Sandsäcke aufbauen. Viel Vertrauen brachte der Argonnenkämpfer dieser
Deckungen nicht entgegen, es stellte sich aber später als lange nicht so
schlimm heraus, weil die Tätigkeit der englischen Artillerie eine erheblich
ruhigere war, als man es bei dem nervösen Franzosen gewohnt war. In vorderster
Linie lagen zahlreiche schußsichere Betonstände, auch boten einige Minenstollen
Unter-schlupf für alle Fälle.
Die Bereitschaften lagen teilweise ebenfalls in Betonständen, zum Teil in
leichteren von Holz. In der sogenannten Kanalbereitschaft waren die
Unterkunftsräume in die beim Ausheben des Kanals aufgehäufte Erde eingebaut,
hier lag auch der Regimentsgefechts-stand.
Einen besonderen Vorteil hatte der Stellungskampf in Flandern gegen den in
Nordfrank-reich, es gab keinen zähen Lehmschlamm. Der sandige Boden ließ sich
mit Leichtigkeit entfernen.
In der feindlichen Stellung war der beherrschende Punkt gegenüber unserem
linken Flügel die sogenannte große Bastion, ebenfalls aus dem Aushub des Kanals
entstanden. Gegenüber auf der anderen Seite des Kanals lag die kleine Bastion.
Schon der Vorgän-ger im Abschnitt hatte die große Bastion anminieren lassen und
die nördliche Spitze mit einer gewaltigen Sprengung entfernt. Die Engländer
hatten sich aber bald wieder festgesetzt und benutzten die Höhe für ihre
Artilleriebeobachter. Außerdem waren Scharfschützen imstande, von oben her auf
einzelne Leute in unseren Gräben zu schießen. Die Minengänge waren wieder in
Ordnung gebracht und wurden von einer Mineurkompagnie unterhalten, ebenso zwei
weitere Stollen, die unter die feindliche Stellung führten. Auch der Gegner
hatte Minenstollen vorgetrieben. Die Anlage dieses Minensystems hatte große
Anstrengungen gekostet bis es gelungen war, durch den Fluß-sand hindurch in
standfesten Boden zu kommen.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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