Montag, 18. Januar 2016

18. Januar 1916


„Mit im allgemeinen viertägigem Wechsel rückten die Bataillone vom Ruhelager in die vordere Linie, von da in Bereitschaft und wieder ins Lager. Scheinbar Ruhe und doch ein Leben voller Tätigkeit. Nach einem ganz bestimmten, durch das Regiment aufge-stellten Arbeitsplan, wurde am Ausbau der einzelnen Stellungen weitergearbeitet; auf Grund höherer Befehle begann später die Anlage von „Sappen“, die gegen den Feind vorgetrieben wurden, um dann wieder zu einer neuen Stellung verbunden zu werden.
Die Baukompagnie unter Leutnant d. R. Munz, der sich auch im weiteren Verlauf des Krieges als hervorragender Fachmann hierin zeigte, arbeitete unverdrossen an Unter-ständen, Wegeanlagen aller Art. Die Arbeiten im vorderen Graben mit dem Bau der Hindernisse hatten die Kompagnien selbst auszuführen und instand zu halten. Eine große Rolle spielte dabei die richtige Entwässerung dem Feinde zu, um nicht das Wasser, wie vorgekommen, eines Tages selbst kniehoch im eigenen Graben zu haben.
Dazu kamen die Überraschungen von seiten des Feindes, die besonders die Nachtarbeit und den dazu gehörigen Materialtransport oft recht gefahrvoll gestalteten. Feuerüber-fälle aller Kaliber, mit Tagesanbruch Minenfeuer, wurden bald zur täglichen Gewohn-heit. Als Strafe hierfür wurde dann vom Artilleriekommandeur das eigene Artillerie-feuer angefordert und aus war es mit der Ruhe! – Neben all diesen Neuarbeiten traten ständig die Aufgaben heran, die durch Feuer oft zerstörten Grabenstücke, Laufgräben usw. sofort wieder auszubessern. Aus alledem ist zu sehen, daß, trotzdem eigentliche Kämpfe und Angriffe zunächst nicht stattfanden, diese Art Grabenkrieg für jeden etwas Aufreibendes, Nervenerregendes hatte und sehnsüchtig erwartete jeder die Stunde der Ablösung nach vier Tagen.
Es gab aber auch bald nirgends eine Nachlässigkeit. Die Posten spähten mit einem Eifer aus, als ob der Feind jeden Augenblick kommen müsse. Die Alarmmittel, besonders aber die Gasabwehrwaffen, wurden in einer Weise instand gehalten und kontrolliert, die geradezu vorbildlich genannt werden kann. Beim Gas mag auch der eigene Respekt vor dieser Kampfart etwas dazu beigetragen haben, die nötigen Abwehrwaffen so auf der Höhe zu halten.“


aus: „Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg 1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921

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