„Mit im allgemeinen viertägigem Wechsel rückten die Bataillone vom
Ruhelager in die vordere Linie, von da in Bereitschaft und wieder ins Lager.
Scheinbar Ruhe und doch ein Leben voller Tätigkeit. Nach einem ganz bestimmten,
durch das Regiment aufge-stellten Arbeitsplan, wurde am Ausbau der einzelnen
Stellungen weitergearbeitet; auf Grund höherer Befehle begann später die Anlage
von „Sappen“, die gegen den Feind vorgetrieben wurden, um dann wieder zu einer
neuen Stellung verbunden zu werden.
Die Baukompagnie unter Leutnant d. R. Munz, der sich auch im weiteren
Verlauf des Krieges als hervorragender Fachmann hierin zeigte, arbeitete
unverdrossen an Unter-ständen, Wegeanlagen aller Art. Die Arbeiten im vorderen
Graben mit dem Bau der Hindernisse hatten die Kompagnien selbst auszuführen und
instand zu halten. Eine große Rolle spielte dabei die richtige Entwässerung dem
Feinde zu, um nicht das Wasser, wie vorgekommen, eines Tages selbst kniehoch im
eigenen Graben zu haben.
Dazu kamen die Überraschungen von seiten des Feindes, die besonders die
Nachtarbeit und den dazu gehörigen Materialtransport oft recht gefahrvoll
gestalteten. Feuerüber-fälle aller Kaliber, mit Tagesanbruch Minenfeuer, wurden
bald zur täglichen Gewohn-heit. Als Strafe hierfür wurde dann vom
Artilleriekommandeur das eigene Artillerie-feuer angefordert und aus war es mit
der Ruhe! – Neben all diesen Neuarbeiten traten ständig die Aufgaben heran, die
durch Feuer oft zerstörten Grabenstücke, Laufgräben usw. sofort wieder
auszubessern. Aus alledem ist zu sehen, daß, trotzdem eigentliche Kämpfe und
Angriffe zunächst nicht stattfanden, diese Art Grabenkrieg für jeden etwas
Aufreibendes, Nervenerregendes hatte und sehnsüchtig erwartete jeder die Stunde
der Ablösung nach vier Tagen.
Es gab aber auch bald nirgends eine Nachlässigkeit. Die Posten spähten mit
einem Eifer aus, als ob der Feind jeden Augenblick kommen müsse. Die
Alarmmittel, besonders aber die Gasabwehrwaffen, wurden in einer Weise instand
gehalten und kontrolliert, die geradezu vorbildlich genannt werden kann. Beim
Gas mag auch der eigene Respekt vor dieser Kampfart etwas dazu beigetragen
haben, die nötigen Abwehrwaffen so auf der Höhe zu halten.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „Alt Württemberg“ (3. Württ.) Nr. 121 im Weltkrieg
1914–1918“ׅ, Stuttgart 1921
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