„Schon am 26. Dezember war das Inf.-Regt. 132 vom II./119 in der
Bereitschafts-stellung vor Ypern abgelöst. Das I./119 kam als Divisionsreserve
in das Hüttenlager Dornkirch (Chap. d’Epines südlich Kruiseik). Daß wir es mit
einem lebhaften Gegner (Engländer) zu tun haben werden, zeigten schon die
ersten beiden Stellungstage, wo wir 4 Tote und 6 Verwundete zu beklagen und
zahlreiche englische und französische Flieger über uns hatten. Letzere bewarfen
auch die Ruhequartiere Menin und Wervicq mit Bomben. In der Folgezeit hatte das
Regiment täglich Verluste in der Stellung. Das tägliche feindliche
Artilleriefeuer auf die mit großen Sprengtrichtern durchsetzte Stel-lung
erforderte dauernde Grabenarbeiten; für jede Stellung hatten wir einen
besonderen Bauoffizier; damals für I. Stellung Leutnant d. R. Mattes, II.
Leutnant d. R. Reiner, III. Leutnant d. R. Stumpp. Das Bereitschafts- und
Ruhebataillon stellte die Arbeitsmann-schaften; so waren alle Bataillone dauernd
in Atem gehalten.
Die Ortschaften, Wälder und Straßen im Kampfgebiet waren gänzlich zerstört.
Dies bot ein häßliches, niederdrückendes Bild, wie auch die oft schon
zerfallenen, verschlamm-ten, zum Teil im Wasser stehenden und kaum mehr zu
erkennenden Soldatengräber. Sie waren wie die ganze vor 1 Jahr noch schöne und
unversehrte Gegend Zeugen schwerer Kämpfe. – Durchschnittlich waren die
Bataillone je 4 Tage in vorderer Stellung, Bereit-schaft oder Reserve.
Nach mehr als einjähriger Trennung waren wir jetzt wieder mit unseren
Landsleuten der 27. Inf.-Division in einem Verband vereinigt und
Stellungsnachbarn.
Der wasserreiche Boden machte uns und tröstlicherweise auch dem Gegner viel
zu schaffen, um Verteidigungsfähigkeit und Unterkunft in der Stellung zu
ermöglichen. Infoge des – zumal bei der herrschenden regnerischen Witterung vermehrten
– Grund-wassers mußten die Stellungen auf dem gewachsenen Boden aufgebaut und
zur Deckung gegen leichtere und mittlere Geschosse Betonbauten errichtet
werden. Dies erforderte viel Arbeit und schwierigen Materialtransport neben der
dauernden Tätigkeit im Lagerbau und dem täglichen, meist in der Nacht
ausgeführten und oft durch feind-liches Feuer gestörten Vorbringen der
Verpflegung.“
aus:
„Das Grenadier-Regiment „Königin Olga“ (1. Württ.) Nr. 119 im Weltkrieg 1914-1918“,
Stuttgart 1927
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