„10.30 Uhr vormittags hatte der Regimentsstab den Gefechtsstand in der
Kanalbereit-schaft bezogen und Oberst Haas das Kommando in der Stellung
übernommen.
4.30 Uhr nachmittags setzte Artillerie- und Minenwerferfeuer zum
Sturmreifmachen der feindlichen Gräben ein, die gegnerische Artillerie
antwortete sofort lebhaft, belegte aber die vordere Linie nicht.
5.10 Uhr nachmittags schossen von der Bastion die englischen M.-G. noch
lebhaft, die schwere Artillerie nahm die Stellungen vermehrt unter Feuer.
Von 6–6.30 Uhr nachmittags steigerte sich das Feuer zum Trommelfeuer.
Nachdem verlegten Artillerie und Minenwerfer ihr Feuer allmählich weiter
feindwärts, der Gegner antwortete sofort mit Sperrfeuer hinter unsere zweite
Linie,
Die Sturmtrupps begannen ihre Bereitstellung, 6.45 Uhr nachmittags erhielt
das Regiment die Meldung, es sei alles bereit.
Im letzten Augenblick noch wurde der Sturmtrupp des Leutnants Olbrich,
6./124, durch einen zu kurz gehenden Schuß eines 21 cm-Mörsers außer Gefecht
gesetzt. Leutnant Olbrich und 6 Mann waren tot, der Rest verwundet. Der
Reservesturmtrupp trat dafür ein.
Dieses Bereitstellen der Sturmtrupps auf die Minute trotz des
trommelfeuerartigen Sperrfeuers der Engländer verdient für Führer und
Mannschaften höchstes Lob.
Von 6.57–6.59 Uhr gingen die drei Sprengungen hoch. Auf der Bastion und
weiter rechts glückten sie, an der dritten Stelle versagte die Zündung.
Punkt 7 Uhr abends brachen ungeachtet der noch niederfallenden Erdmassen
und des feindlichen Abwehrfeuers die Sturmtrupps los, die rückwärtigen Wellen
rückten nach. Hierbei zeichnete sich besonders Hauptmann d. R. Bammert mit der
8./124 aus. Unter den größten Anstrengungen mußte die feindliche Sperrfeuerzone
durchschritten werden, die Kompagnie kam aber zeitgerecht an ihren befohlenen
Platz.
7.05 Uhr abends war die erste feindliche Linie genommen. Bei der 6./124
zeichnete sich Vizefeldwebel Weiß mit seinem Sturmtrupp besonders aus, durch
Wegnahme eines englischen M.-G.s, ebenso der Gefreite Kern von Ravensburg, der
den verwundeten Sturmtruppführer ersetzte und, obwohl selbst verwundet,
umsichtig und entschlossen weit über das gesteckte Ziel vorstieß.
Bei Punkt 13 wehrte sich ein englisches M.-G. verzweifelt, der tapfere
Sturmtruppführer Vizefeldwebel Fischer, 7./124, fand beim gewaltsamen
Vorstürmen den Heldentod.
7.32 Uhr abends war überall das gesteckte Ziel erreicht mit Ausnahme des
Punktes 13, die 12./124 auf der Bastion dagegen hatte ihr Ziel überschritten.
Hier hatte sich wieder der Gefreite Friedrich Goral ausgezeichnet, indem er
weit voraus jeden Widerstand mit Bajonett und Handgranate brach.
Zum Ausbau der eroberten Stellungen und zum Graben der Verbindungen wurden
Verstärkungen vorgeschickt, hierbei wurde Oberleutnant d. R. Weitbrecht durch
einen Infanterieschuß schwer verwundet.
Von Kortewilde wurde der Bataillonsstab und 6. und 8./120 in die
Kanalbereitschaft nachgezogen.
8.25 Uhr abends erreichte Leutnant d. R. Denser mit 2 schweren M.-G. in unerschrok-kenem Vorgehen die Bastion, um bei feindlichen Gegenstößen zur Abwehr
rechtzeitig zur Stelle zu sein. 10 Uhr abends traf den heldenmütigen Führer ein
tödlicher Infanterie-schuß.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
aus: „Schwäbische Kunde aus dem großen Krieg“, Stuttgart 1921
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