„Gegen Mitternacht setzte der Gegner mit stärkstem Artilleriefeuer ein, das
sich gegen 12.45 Uhr vormittags zum Trommelfeuer steigerte. 12.50 Uhr
vormittags lief der Gegner zweimal gegen die ihm entrissene Stellung an, vergeblich,
er wurde überall abgewiesen, teilweise im Nahkampf mit Handgranaten. Hier fiel
Leutnant d. R. Frank 6./124. 1.40 Uhr vormittags ließ das Feuer auf die
vorderen Stellungen nach, in das Hintergelände, besonders auf die
Kanalbereitschaft, dauerte es bis 8 Uhr morgens. Auf letztere Stellung fielen
allein 600 schwere Schuß.
Nach dem Abflauen des Artilleriefeuers wurde auch der Rest des II./120 in
die Kanalbereitschaft nachgezogen, da Nachschub aller Art dringend Kräfte
erforderte. Seit 1 Uhr nachts hatte sich das bisher gute Wetter verschlechtert,
erst kam Sturm und Regen, dann heftiger Schneefall und Frost, so daß die
Truppen vorderster Linie, die ungeschützt in der Nässe lagen, stark unter der
Ungunst des Wetters zu leiden hatten. Am späten Vormittag wurde, vom Gegner
fast ungestört, die Sturmmannschaft abgelöst und rückte zur kurzen Erholung
nach Kortewilde. 10 Uhr vormittags wurde Hauptmann d. R. Reymann bei
Aufräumungsarbeiten an einem englischen Hindernis durch ein Infanteriegeschoß
tödlich getroffen.
Die auf der Bastion neu eingesetzte 9. und 10./124 waren tagsüber von allem
abge-schnitten, da es der Mineurkompagnie noch nicht gelungen war, den Minengang
als gedeckte Annäherung aufzuräumen. Ein offenes Vorgehen war wegen der
Flankierung von der kleinen Bastion am anderen Kanalufer nicht möglich.
Am 15., 6.25 Uhr nachmittags begann der Gegner mit schwerer Artillerie
unter Fliegerbeobachtung sich auf die Kanalbereitschaft einzuschießen. Kurze
Zeit darauf zerstörte ein Volltreffer vor dem Regimentsgefechtsstand alle
Leitungen und warf die innere Einrichtung der Fernsprechvermittlung
durcheinander, mehrere Mannschaften wurden getötet, 2 Offizier verwundet. Auf
längere Zeit war die Verbindung nach allen Seiten gestört, vollständig konnte
der Betrieb überhaupt nicht wieder hergestellt werden, da die Kabel zum Teil in
der Erde, zum Teil im Kanalbett lagen, ihr Auffinden erforderte lange Zeit und
konnte bei der Beschießung nicht vorgenommen werden.
Gegen 10 Uhr abends setzte abermals starkes Artilleriefeuer ein, das bis
zum Trommelfeuer anschwoll, fortgesetzte Infanterieangriffe folgten. Unser
energisch einsetzendes Sperrfeuer unterstützte die Infanterie hervorragend in
der vollständigen Abwehr. Bis 7.15 Uhr vormittags unternahmen die Engländer
dauernd Vorstöße, die aber bei der zähen Abwehr unserer Leute alle vergeblich
waren, beim letzten Vorstoß wurde Leutnant d. R. Lieb 5./124 durch eine
Handgranate schwer verwundet.“
aus:
„Das Infanterie-Regiment „König Wilhelm I“ (6. Württ.) Nr. 124 im Weltkrieg
1914–1918ׅ, Stuttgart 1921
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