„Um den Angriffsgeist der Truppe rege zu erhalten und um Gefangene zu
machen, durch die man über die feindlichen Streitkräfte und deren Absichten Nähreres
erfahren konnte, fand am 19. Febr. abends 7 Uhr eine größere
Patrouillenunternehmung im Abschnitt Serre-Nord unter Leitung des Major
Fleischmann und unter artilleristischer Beihilfe des Major Bornemann statt. Die
beiden Unternehmungs-Abteilungen bestanden lediglich aus Freiwilligen aller
Bataillone und der 4. Pionier-Komp. und setzten sich zusammen in die nördliche:
Leutnant d. R. Riedel, 9 Unteroffiziere und 52 Mann und in die südliche:
Leutnant Speer, 11 Unteroffiziere und 52 Mann.
In den vorhergehenden Tagen hatte sich die Artillerie, die Minenwerfer und
Erdmörser in unauffälliger Weise auf die Einbruchstellen eingeschossen und kurz
vor dem Unternehmen wurden die feindlichen Drahthindernisse durch Artillerie-
und Minen-werferfeuer niedergelegt und dadurch der Weg für die Infanterie frei gemacht.
Die Abteilung Riedel fand den vordersten englischen Graben an einzelnen
Stellen voll besetzt, an anderen fand sie viele Tote infolge des
vorangegangenen Artilleriefeuers. Durch rasches Zugreifen gelang es ihr, sofort
im vordersten Graben einige Gefangene zu machen, die schon 7.07 Uhr in unserem
Graben waren und kurz nach 7.20 Uhr abends kehrte der größte Teil der Abteilung
Riedel in den eigenen Graben zurück. Den feindlichen Graben hatte man mit
Schlamm angefüllt angetroffen, so daß ein Begehen desselben unmöglich war. Da
schon im ersten Graben genügend Gefangene gemacht worden waren, ging die
Abteilung Riedel nicht darüber hinaus vor, sondern kehrte in die eigene
Stellung zurück.
Die Abteilung Speer fand die gegenüberliegende feindliche Stellung
unbesetzt, sie fand überhaupt keine Stellung mehr, sondern nur noch Spuren
davon, alles war verschlammt und verschüttet. Im Zwischengelände befand sich
Granatloch neben Granatloch, sehr häufig aber auch Trichter von Minen in einem
Durchmesser von über 5 Meter und einer Tiefe von 3 Meter. Aus den rückwärtigen
Gräben kam nur schwaches Feuer. Als von rechts her – Abt. Riedel – das Signal
zum Rückmarsch gehört wurde und man wußte, daß dort Gefangene gemacht worden
waren, zog sich auch die Abteilung Speer nach der eigenen Stellung zurück.
Es wurden 1 leicht verwundeter Unterleutnant, 10 unverwundete, 2 verwundete
und 1 toter Engländer eingebracht. Außerdem an Beute 4 Gewehre, zahlreiche
Ausrüstungs-stücke und Briefschaften, sowie eine vorzügliche Fliegerskizze von
unserer Stellung.
Die Gefangenen sagten übereinstimmend aus, daß ihre Gräben in einem
geradezu trostlosen Zustand seien. Dies bestätigte sich durch folgende
Begebenheit bei der Abteilung Riedel: „Einige Leute verfolgten 2 Engländer im
Graben. Ein Mann stach einen Engländer nieder, der sofort im Schlamm versank.
Es war von ihm überhaupt nichts mehr zu sehen. Der andere Engländer ergab sich
hierauf.“
Das Gelingen der Unternehmung ist dem Schneid der Sturmabteilungen, der
guten Führung durch die Leutnants Riedel und Speer, der vortrefflichen Wirkung
der Artillerie und Minenwerfer, der ausgezeichneten Anlage durch Major
Fleischmann, sowie dem vorzüglichen Ansetzen der Artillerie durch Major
Bornemann zu danken. Beide Führer kehrten unversehrt und siegesfroh in die
eigenen Schützengräben zurück, aber der Krieg hatte für beide noch ein schweres
Los bestimmt, Leutnant d. R. Riedel fiel vor dem Feinde und Leutnant Speer
verlor einen Arm und mußte frühzeitig dem ihm so lieben Soldatenberuf entsagen.
Verluste an Unteroffizieren und Mannschaften: 2 tot, 3 schwer verwundet, 7
leicht verwundet und 1 vermißt.“
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