„Am 22. Februar vormittags übernahm der Regimentskommandeur, der sein
Quartier in einzelstehenden Häusern 1½ km nordwestlich Tenbrielen aufgeschlagen
hatte, den Befehl über den Abschnitt. Mit der sorglosen Ruhe war es vorbei und
jedermann war sich der schweren Verantwortung, die auf dem Regiment lag,
bewußt. Die Division hatte mit ihrem Angriff am 14. abends den Engländer in
seinem Winterschlaf jäh gestört und ununterbrochen brüllten jetzt seine
Geschütze die Wut über die verlorene Stellung ins Land hinaus. In dem stolzen
Gefühl, jeder Aufgabe gewachsen zu sein, fügte sich das bisher unbesiegte
Regiment in seine neue schwere Aufgabe und keiner zagte, wenngleich sich die
Verluste von Tag zu Tag häuften. Besonders erschütternd wirkte an Königs
Geburtstag der Einschlag einer schweren Granate unmittelbar am Stollenaus-gang
in den Bastionstrichter, wo Kohlenoxydgase in den stark besetzten Stollen
eindrangen, 1 Offizier und 5 Mann töteten, sowie etwa 20 Mann bewußtlos
machten. Immer neue Feuerstöße gingen über die Grabenbesatzung hinweg und mehr
und mehr vertiefte sich der Eindruck, daß es sich weniger um den Ausgang der
alten, als um die Einleitung neuer Kämpfe handelte. Bestärkt wurde man in
dieser Auffassung durch zwei Angriffsversuche der englischen Infanterie, die am
26. abends beobachtet, aber im Keime erstickt wurden. Bis 27. früh hielt die 4.
Kompagnie in der Bastion aus, während die Kompagnien sonst in zwei- bis
dreitägigem Wechsel abgelöst wurden.“
aus: „Die
Ulmer Grenadiere an der Westfront“, Stuttgart 1920
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