„In der Nacht vom 26./27. März hatte die 4. Batterie einen weiteren
schmerzlichen Verlust. Die Staffel unter Führung des Vizewachtmeisters Richter,
eines alten, aktiven Trompeters, sollte Munition in Stellung bringen. Längst
war ein Kolonnenweg um das gefürchtete Ornes herum angelegt, und diesen wollte
auch diesmal, wie schon oft, die Staffel benützen, aber aus irgend welchen
Gründen, sei es wegen steckengebliebener Fahrzeuge oder dergleichen, staute
sich bei Ornes der ganze Kolonnenverkehr, und die Staffel mußte mit den vielen
anderen Kolonnen warten und warten. Schließlich verlor Richter die Geduld, denn
bei Tag konnte er die so nötige Munition nicht in Stellung bringen, und beriet
mit seinen Leuten, ob man nicht doch auf gut Glück durch Ornes fahren wollte.
Und schon war die Staffel auf dem Weg dorthin, Richter voraus. Kaum hatte sie
jedoch Ornes erreicht, so sauste der übliche Feuerüberfall in das Dorf, die
drei letzten Munitionswagen sahen vor sich nur Rauch und Staub und den
vordersten Wagen mit sämtlichen Pferden auf der Seite liegen, da ertönte hell
die Stimme des Stangen-reiters Veit, des zweiten Munitionswagens, dieses in
allen Lagen prachtvollen Men-schen: „Mir nach, die Munition muß vor!“ Im
schnellsten Trab fuhren die drei Wagen durch Ornes und die Höhe hinauf in
Stellung, wo Veit dann die Staffel und den Vorgang dem Batterieführer meldete.
Wie sich dann nachher herausstellte, war Richter durch einen Granatsplitter ins
Herz getroffen und lag neben seinem toten Pferd, der erste Wagen war durch den
Luftdruck wohl von derselben Granate mit Fahrern und sämtli-chen sechs Pferden
wie ein Spielzeug auf die Seite geworfen worden, glücklicherweise ohne
ernstliche Verletzungen bei Mann oder Pferden. In Stellung kamen sie nicht
mehr, weil bei dem furchtbar um sich schlagenden Pferdeknäuel die Taue zum Teil
durch-schnitten werden mußten. Richter, der verdiente, tapfere Mann, wurde
zurückgebracht und fand in Gremilly bei leider noch vielen Kameraden der 4.
Batterie sein Grab.“
aus:
„Das Württembergische Feld-Artillerie.-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“,
Stuttgart 1921
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