„Die Tätigkeit des Gegners war zuerst äußerst lebhaft. Die 15er hatten uns
gewarnt, bei Tage über den Graben zu sehen. Wer das versuche, sei unrettbar
verloren. Der Grund wurde uns bald klar: Bei so tadellos eingerichteter Berme
mußte jeder gesehen werden, der den Kopf hinüberstreckte. Sofort wurden
unregelmäßig Sandsäcke auf die Brust-wehr geworfen, besondere, geschickt
verbundene Beobachtungsstellen mit weitem Gesichtsfeld eingerichtet, an
geeigneter Stelle das Scherenfernrohr und an anderen Stellen Scharfschützen mit
Fernrohrbüchsen aufgebaut. Da entdeckten wir bald die sehr geschickt
versteckten feindlichen Schützen, schossen mehrere ab, und nun beherrschten wir
die Situation. Mit Beginn der Dunkelheit begann ein Kampf mit Gewehrgranaten
und unaufhörliches rasendes Feuer, besonders mit Maschinengewehren. Aber unsere
Maschinengewehre waren auf dem Posten. Sie nahmen ohne Zögern jede
Herausfor-derung an, feuerten unerschrocken über Bank nach der Richtung, wo das
feindliche Gewehr zu vermuten war und ruhten nicht, bis sie es zum Schweigen
gebracht hatten. Unangenehm waren die plötzlichen Minenüberfälle des Gegners
mit Brennzündern. Aber da war gewöhnlich unsere Artillerie schnell bei der
Hand. Die Verbindung mit der Infanterie funktionierte recht gut, besonders als
Leutnant Heckel ein Kabel, 1½ Meter tief versenkt, bis an die vordere Linie
einbaute. Infanterie- und Artilleriebeobachter waren telephonisch verbunden,
teilten sich an Hand von Ansichtsskizzen ihre Beobach-tungen mit und fanden
meist schnell die Standorte der feindlichen Minenwerfer heraus. Dann traten die
Feldhaubitzen in Tätigkeit, und deren Schwarze B.-Z.-Granaten waren dem Gegner
sehr peinlich.
Die feindliche Artillerie tat nicht allzu großen Schaden. Die Stellung
bekam das übliche Schrapnellfeuer, seltener kamen 12er- oder gar 15er-Granaten.
Ein schweres Kaliber von 22 cm schoß einmal nach der Pumpstation, traf aber
glücklicherweise nicht.
Die feindlichen Flieger waren dagegen sehr tätig. Von unsern eigenen
Fliegern sah man so gut wie gar nichts. Es war gut, daß die Ausbildung der
englischen Flieger noch höchst mangelhaft war.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 247 im Weltkrieg 1914–1918“
Stuttgart, 1924
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