„Am 9. April hatte die 4. Batterie besonders schwere Verluste. Es war gegen
Abend und alles freute sich auf das Eintreffen des Küchen- und Postwagens, der
sich nach den bisherigen Erfahrungen diese Zeit als die günstigste errechnet
hatte. Um Verluste bei einsetzendem feindlichen Feuer auf ein Mindestmaß zu
beschränken, war vom Batterieführer angeordnet, daß die Essen- und Postholer
nicht alle auf einmal an dem Fahrzeug sein durften, sondern nacheinander
zugweise dort ihre Sachen abholen konnten. Heute sollte sich diese Anordnung
einigermaßen bewähren. Gerade sind die Leute des ersten Zuges heran, da schlägt
eine Granate, die einzige, die in dieser halben Stunde in die nähere Umgebung
der Batterie kam, wenige Meter neben dem Küchenwagen ein, und da trotz des Verbotes
noch einige Leute mehr als erlaubt da sind, waren auch die Verluste
entsprechend groß. Die Pferde, sämtliche schwer verletzt, gehen durch und
überfahren bei dieser Gelegenheit noch den bereits verwundeten Vizewachtmeister
Schwenk. Der Bursche des Batterieführers, der im ganzen Regiment bekannte
Kanonier Otto Riedesser, ein selten treuer und biederer Mann, war am schwersten
getroffen und verschied kurz darauf. Fast ebenso schlimm daran war der
Stangenreiter, Fahrer Hensinger; auch er mußte einige Zeit nachher sein Leben
hingeben. Ferner hatten verschiedene Leute, darunter Leutnant Drück,
Vizewachtmeister Schwenk und Kriegsfreiw.-Unteroffizier Reihling leichtere
Verwundungen. Der hervorragend tüchtige Sanitätsunteroffizier Scheel konnte mit
Verbandanlegen nicht mehr allein fertig werden, weshalb ihn der Batterieführer
in seinem Sanitäteramt unterstützte. Die in der Nacht ankommende Staffel der
Batterie hatte eine bedauerliche Last nach rückwärts mitzunehmen: einen Toten
und sieben Verwundete. Bei dem verlustreichen Vorfall bewies auch wieder einmal
der Küchenunteroffizier Hoffmann seine bewundernswerte Ruhe und
Unerschrockenheit. Er fing die beiden schwer verletzten Pferde ein, brachte sin
in aller Selbstverständlichkeit nochmals mit in Stellung, um wie immer seine
schriftlichen Befehle mitzunehmen, und nahm sie dann mit zurück ins
Protzenlager.“
aus:
„Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart
1921
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