Samstag, 14. Mai 2016

14. Mai 1916


„Am 9. April hatte die 4. Batterie besonders schwere Verluste. Es war gegen Abend und alles freute sich auf das Eintreffen des Küchen- und Postwagens, der sich nach den bisherigen Erfahrungen diese Zeit als die günstigste errechnet hatte. Um Verluste bei einsetzendem feindlichen Feuer auf ein Mindestmaß zu beschränken, war vom Batterieführer angeordnet, daß die Essen- und Postholer nicht alle auf einmal an dem Fahrzeug sein durften, sondern nacheinander zugweise dort ihre Sachen abholen konnten. Heute sollte sich diese Anordnung einigermaßen bewähren. Gerade sind die Leute des ersten Zuges heran, da schlägt eine Granate, die einzige, die in dieser halben Stunde in die nähere Umgebung der Batterie kam, wenige Meter neben dem Küchenwagen ein, und da trotz des Verbotes noch einige Leute mehr als erlaubt da sind, waren auch die Verluste entsprechend groß. Die Pferde, sämtliche schwer verletzt, gehen durch und überfahren bei dieser Gelegenheit noch den bereits verwundeten Vizewachtmeister Schwenk. Der Bursche des Batterieführers, der im ganzen Regiment bekannte Kanonier Otto Riedesser, ein selten treuer und biederer Mann, war am schwersten getroffen und verschied kurz darauf. Fast ebenso schlimm daran war der Stangenreiter, Fahrer Hensinger; auch er mußte einige Zeit nachher sein Leben hingeben. Ferner hatten verschiedene Leute, darunter Leutnant Drück, Vizewachtmeister Schwenk und Kriegsfreiw.-Unteroffizier Reihling leichtere Verwundungen. Der hervorragend tüchtige Sanitätsunteroffizier Scheel konnte mit Verbandanlegen nicht mehr allein fertig werden, weshalb ihn der Batterieführer in seinem Sanitäteramt unterstützte. Die in der Nacht ankommende Staffel der Batterie hatte eine bedauerliche Last nach rückwärts mitzunehmen: einen Toten und sieben Verwundete. Bei dem verlustreichen Vorfall bewies auch wieder einmal der Küchenunteroffizier Hoffmann seine bewundernswerte Ruhe und Unerschrockenheit. Er fing die beiden schwer verletzten Pferde ein, brachte sin in aller Selbstverständlichkeit nochmals mit in Stellung, um wie immer seine schriftlichen Befehle mitzunehmen, und nahm sie dann mit zurück ins Protzenlager.“


aus: „Das Württembergische Feld-Artillerie-Regiment Nr. 116 im Weltkrieg“, Stuttgart 1921

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