Samstag, 21. Mai 2016

21. Mai 1916


Pionier Karl Metzger
Pion.-Regt. 35, 3. Komp., gestorben 21. Mai 1916.
Schlosser, ein Bruder des eben genannten Daniel Metzger, gleichfalls in Metzingen geboren am 10. Februar 1892. Er war guter Volks- und eifriger gewerbl. Fortbildungs-schüler (hier wurde ihm ein 1. Preis zuerkannt), lernte in hiesiger Maschinenfabrik, arbeitete daselbst zur vollen Zufriedenheit der Firma bis zu seiner Einberufung im September 1914 – Ersatzbatl. des Regts. 124. Ins Feld kam er am 18. Januar 1915, wurde dort zum Res.-Inf.-Regt. 247, 4. Komp., überstellt und später zum Pionier-Regt. 35 versetzt. Karl Metzger kämpfte erst im Westen, war eine Zeit lang an der Ostfront bei Kowno, wurde dann wieder weggezogen an die Westfront. In Vorbereitung eines Angriffes vom 19. auf 20. Mai 1916 wurde er mit seinen Kameraden durch feindlichen Gas-Überfall überrascht. Schon am 21. Mai starb er infolge Gasvergiftung im Lazarett für sein Vaterland. Dieses 2. Opfer der Familie Metzger, ein biederer, liebewerter Sohn, fand seine letzte Ruhestatt auf dem Soldatenfriedhof in Bétheniville (Champagne). Alle militärischen Ehren wurden ihm bei seiner Beisetzung zuteil.
Oberleutnant und Kompagnieführer Hermann schreibt am 22. Mai 1916 an den Vater u. a.: „ … Wir alle betrauern in dem fürs Vaterland Gestorbenen einen treuen Kameraden, der bis zuletzt seine volle Pflicht und Schuldigkeit getan hat …““


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920


„Am 8. April 1915 wurde in Gheluwe aus den Infanterie-Pionieren der Reserve-Infanterie-Regimenter 246, 247 und 248 eine Infanterie-Pionierkompagnie 5 – „Schmel-zer“ zur Bedienung der „neuen Munition“, wie das Kampfgas bezeichnet wurde, zusammengestellt, mit zwei weiteren ähnlichen Kompagnien am 10. Mai 1915 zum I. Bataillon Pionier-Regiments 35 zusammengefaßt und nach Teilung dieses Regiments in Pionier-Bataillon 35 und 36 am 31. August 1917 als 3. (Württ.) Kompagnie des Pionier-Bataillons 35 bestimmt. Ihren Ersatz erhielt die Kompagnie von einem Württ. Detachement beim Ersatz-Pionier-Bataillon 36.
Bis Ende August 1917 wurde das Gas aus in unseren Stellungen eingegrabenen Gasflaschen auf die feindliche Stellung abgeblasen. Dieses Verfahren war nur anwend-bar, wenn der Wind von unseren Stellungen nach der feindlichen hinblies. Vom Septem-ber 1917 ab wurden die Gasminen aus Gaswerfern nach den gegnerischen Stellungen geschleudert und damit wurde der Gaskrieg unabhängig von der Windrichtung. Die Tätigkeit der Kompagnie erfolgte in nach wackerer Schwabenart gewissenhaft-pünkt-licher Weise im Bataillonsverband. Ihre Verwendung während des Blasverfahrens war beschränkt, die Erfolge zudem auch schwer kontrollierbar; häufig mußte man sich mit feindlichem Gasalarm, Stöhnen aus der feindlichen Stellung oder eiligen Bewegungen in derselben als Erfolgszeichen begnügen. Manche Vorbereitungsarbeit wurde umsonst getan, weil sich kein günstiger Wind einstellen wollte.
Der erste Einsatz erfolgte am 23./24. Mai 1915 bei Ypern; bei einem kurzen Kommando (Juli und August 1915) gegen die Festung Lomsha, im Osten kam das Bataillon nicht zur Verwendung, weil die Russen ihre Stellung räumten. Erst am 19. und 29. Oktober 1915 fand wieder Abblasen im Bereich der 29. Infanterie-Division bei Beine, östlich Reims, am 20. November südwestlich Montfaucon, am 21. Februar 1916 bei Liaucourt, westlich Nesle, am 19. Mai südlich St. Souplet statt, zum Teil mit nachgewiesenem Erfolg.“


aus: „Württembergische Pioniere“, Stuttgart 1932

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