„Um 11 Uhr abends griff dann der Feind in Stärke von drei Kompagnien ohne
Artillerievorbereitung die Stellung der 12., 10. und 11. Kompagnie an; während
die 12. und 10. Kompagnie die Stellung restlos halten konnten, gelang es den
Engländern bei der 11. Kompagnie durchzustoßen. Ein Teil der Kompagnie wurde
umzingelt und niedergemacht. Dem Kompagnieführer, Leutnant Irion, gelang es mit
drei Gruppen zurückzubiegen und so einen vollkommenen Durchbruch zu verhindern.
Der Angriff kam dadurch ins Stocken. Auch die 1. Kompagnie unternahm noch vor
Tagesanbruch auf Anordnung des Regiments einen Gegenstoß unter Führung von
Leutnant Walter, welcher dabei fiel. Seine dadurch führerlos gewordenen Leute
schlossen sich teils der 3., teils der 2. Kompagnie an. Die durch Herausziehen
der 1. Kompagnie am Dorfrand entstandene Lücke von 300 Meter konnte aus Mangel
an Reserven nicht ausgefüllt werden. Auf die Bitte um Verstärkung sandte das
Bataillon der 11. Kompagnie die beiden Gruppen der 12. Kompagnie des Bayr. Reg,
16, sowie Teile der 8. Kompagnie des Reg. 122 zu, die bei der 9. Kompagnie herausgezogen
wurden. Gleichzeitig wurden beim Regiment Verstärkungen erbeten.
Demzufolge traf am 10. Juli, 4.30 Uhr morgens, Leutnant d. L. Köstlin mit
der 6. Kompagnie ein und verstärkte die 10., 11. und 12. Kompagnie mit je einem
Zug. Das feindliche Artillerie- und Maschinengewehrfeuer lag die ganze Nacht
über auf den Stellungen beider Bataillone außerordentlich heftig und steigerte
sich um 5 Uhr vormittags zum Trommelfeuer, auch mit schweren Kalibern. Die
Verluste und Ausfälle waren außerordentlich empfindlich geworden. 9. Kompagnie
meldete 6 Uhr morgens, daß sie stark geschwächt wäre. 12. Kompagnie hatte um
diese Zeit noch 14 Mann. 10. Kompagnie hatte mittags noch 50 Mann, 11. Kompagnie
nur 1 Vizefeldwebel und 3 Mann. Die Verbindung der Bataillone mit dem Regiment
und mit den Kompagnien versagte um diese kritische Zeit.
Um 6 Uhr vormittags griff die englische Infanterie in großen Massen beide
Bataillone an. Beim III. Bataillon durchbrach sie zuerst die Stellung des II.
Bataillons des Lehr-Infanterie-Regiments, drang sehr bald in den Mametzwald
ein, setzte sich an seinem Westrand fest und beschoß die 12., 10. und 11.
Kompagnie im Rücken. Zwar wurde der Westrand des Waldes durch das M.-G. im
Reservegraben dauernd unter Feuer gehalten, doch im kritischen Augenblick wurde
das M.-G. mitsamt der Bedienung durch einen Volltreffer vernichtet. Die 9. und
5. Kompagnie wurden im Rücken gefaßt und zum größten Teil durch die Übermacht
niedergemacht. Nur wenige schlugen sich durch den dichten Mametzwald durch.
Gegen den Bataillonsgefechtsstand drang eine größere feindliche Abteilung vor und
umzingelte ihn. Trotz zäher Verteidigung mit den letzten Handgranaten gelang es
der feindlichen Übermacht bis auf zehn Schritte heranzu-kommen und vor dem
Eingang ein M.-G. in Stellung zu bringen. Der bis auf 5 Mann
zusammengeschmolzene Bataillonsstab zog sich daher im heftigen feindlichen
Feuer nach dem Nordwestrand des Waldes zurück und von da später in die
R-Stellung. Der Bataillonskommandeur Major von Zeppelin wurde dort durch
Schrapnells schwer verwundet und starb kurz darauf. Der Bataillonsarzt Dr.
Bouché und mit ihm 4 - 5 Mann Sanitätspersonal verblieben pflichtgetreu im
Gefechtsstand und harrten bei den 20 zurückgebliebenen Verwundeten aus.
Im Lauf des Tages des 10. Juli wurden die Stellungen der 12., 10. und 11.
Kompagnie vom Westrand des Mametzwaldes und auch von rechts rückwärts dauernd
mit M.-G. beschossen, da es der 11. Kompagnie nicht gelungen war, nach rechts
die Lücke zu schließen. Um der drohenden vollständigen Umzingelung zu entgehen,
gab daher der älteste Kompagnieführer, Leutnant d. L. Köstlin, in der Nacht vom
10./11. Juli den Befehl, auf die R-Stellung zurückzugehen.“
aus:
„Das Württembergische Reserve-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1922
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