„Durch den Geländegewinn bei festgehaltenem rechten und nur wenig
vorverlegtem linken Flügel war die Frontausdehnung des Regiments um die Hälfte
– auf 1200 m – gewachsen, die Gefechtsstärke der Bataillone dagegen durch die
erlittenen Verluste stark vermindert worden. Die beiden einzigen noch zur
Verfügung stehenden Kompagnien (1. und 4.) wurden deshalb noch in der Nacht zur
Verstärkung der vorderen Linie vorge-zogen und erstere bei dem II., letztere bei
dem III. Bataillon eingesetzt. Der Gegner begann sich in eine Entfernung von
150 – 200 m erneut einzugraben und zeigte sich unsern Patrouillen gegenüber
äußerst wachsam.
Der 12. Juli wurde um 5 Uhr früh durch Trommelfeuer von beiden Seiten
eingeleitet. Die 1. Division sollte versuchen, nun auch ihrerseits das für den
11. Juli gesteckte erste Angriffsziel zu erreichen. Der Versuch führte zu
keinem Erfolg. Daher galt es nun für 126, die gewonnenen Linien mit allen
Mitteln auszubauen und der letzte verfügbare Mann wurde zu diesem Zweck
herangezogen. Als Reserve wurde dem Regiment nunmehr das I. Bataillon des
Bayer. Res.-Regt. 15 zur Verfügung gestellt, jedoch mit der Einschränkung, daß
es womöglich nur als Rückhalt zu verwenden sei. Eine Kompagnie wurde nach der
Ausgangsstellung vom 11. Juli, zwei nach dem Hardaumont, eine nach der
Bahndamm-Bereitschaft am Fuße des Vauxberges vorgezogen.
Am Nachmittag übernahm Major Stein das Kommando über die stark vermischten
Verbände der vorderen Linie, während der Regimentsstab seinen Gefechtsstand von
Hardaumont nach dem Fort Vaux verlegte. Das Generalkommando übertrug dem
Kommandeur auch das Kommando über Inf.-Regt. 143 in taktischer Hinsicht und
zugleich die persönliche Verantwortung für das Halten der eroberten Stellung,
ein Befehl, der durch die 100. Brigade dahin ergänzt wurde, daß das Regiment
143 sein ursprüngliches Angriffsziel (Batterie f und h) zu erreichen habe.
In der Nacht zum 13. Juli arbeitete sich dieses Regiment noch etwa 150 bis
200 m weiter vor; die Wegnahme der Batterien f und h, in denen der Franzose
neuerdings eifrig schanzte und die noch unversehrte schußsichere Hohlräume
enthielten, lag jedoch mit den vorhandenen Mitteln nicht im Bereich der
Möglichkeit. Für beide Regimenter (126 und 143) konnte es sich bei den starken
Verlusten und der großen Erschöpfung von Führer und Mann zunächst nur noch um
ein Festhalten der Stellung handeln und auch dieses wurde von Tag zu Tag, von
Stunde zu Stunde schwieriger. Hatte doch das Inf.-Regt. 126 allein an Führern 1
Bataillonskommandeur, 1 Adjudanten, 4 Kompagnie-führer und 27 Zugführer durch
Tod (10), Verwundung (19) und Krankheit (4) eingebüßt. Ein Ordnen der Verbände
in dem andauernden Feuer, bei dem Fehlen an Gräben und dem Führermangel nicht
durchführbar. Das I. und II. Bataillon war seit dem 5., das III. Bataillon seit
dem 9. Juli als Kampftruppe oder in dem ebenso anstrengenden wie entnervenden Trägerdienst
verwendet und ebensolange entbehrte die Truppe warmer Verpflegung. Der
15stündige Kampf am 11., die darauffolgende Kampftätigkeit und die ständige
Gefechtsbereitschaft hatten die Kompagnien weiterhin erschöpft und
erbar-mungslos brannte nach den vorausgegangenen Sturm- und Regentagen die
Julisonne auf die müden, durstgequälten Kämpfer, die noch dazu unter dem
furchtbaren Geruch der rasch verwesenden Leichen zu leiden hatten.“
aus:
„Das 8. Württembergische Infanterie-Regiment Nr. 126 „Großherzog Friedrich von
Baden“ im Weltkrieg 1914-1918ׅ, Stuttgart 1929
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