Freitag, 15. Juli 2016

15. Juli 1916


Leutnant der Res. Walter Schlette.
2. Landw.-Div., Landw.-Inf..-Regt., Msch.-Gew.-Komp.,
gefallen 15. Juli 1916.
Walter Schlette ist geboren zu Balingen am 22. September 1891 als Sohn des K. Oberförsters Karl Friedrich Schlette, nachmaligen, am 8. Juni 1916 verstorbenen Forst-meisters und seiner Ehefrau Anna, geborene Heigelin aus Ellwangen. Er besuchte die Volks- und Lateinschule in Balingen und nach Übersiedlung seiner Eltern anhier, 1902, des Gymnasium in Ravensburg. Im Jahre 1909 legte er die Abiturientenprüfung ab, trat dann als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment 124, 1. Kompagnie, ein. Nach vollendetem Dienstjahr als Unteroffizier entlassen, widmete er sich in Tübingen dem Studium der Forstwirtschaft und sah so, von Kindheit auf mit der Natur, mit Wald und Jagd vertraut, seinen höchsten Wunsch erfüllt. Liebe und Freude am Studium, großer Fleiß und treue Gewissenhaftigkeit bei demselben hätten ihm schon nach 4 Jahren die Ablegung seines ersten Staats-Examens ermöglicht. Nahe am Ziele wurde ihm sein Vorhaben vereitelt durch den Ausbruch des Krieges.
Am 3. August 1914 rief ihn der Mobilmachungsbefehl zum Landwehr-Infanterie-regiment 122 nach Ulm. Nach kurzem Dienst zog er am 14. August 1914 als Vizefeld-webel und Offizier-Stellvertreter ins Feld, zunächst an die lothringische Grenze Märsche und Gefechte, schwere und freudige Tage teilte er mit dem Regiment. Am 3. November 1914 wurde er zum Leutnant befördert und für seine Tapferkeit und Unerschrockenheit mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, auch mit der Silbernen Verdienstmedaille ausge-zeichnet. Im Januar 1916 bezog das Regiment Stellung westlich der Maas. Walter Schlette war inzwischen zur Maschinengewehr-Kompagnie desselben übergetreten. Im Mai 1916 erhielt er einen 3-wöchigen Urlaub zu dem Zwecke, seine Forstdienstprüfung abzulegen, was ihm auch mit gutem Erfolg gelang. Während dieser Zeit erkrankte und verstarb sein Vater. Leiderfüllt reißt er sich los von der trauernden Mutter, von den Geschwistern und zieht zum zweitenmal hinaus in den Kampf fürs Vaterland. Am Abend des 15. Juli 1916, als stellvertretender Kompagnie-Führer auf einem dienstlichen Gang (Nachsehen der Maschinen-Gewehre), geriet er in einen feindlichen Feuerüberfall; inmitten zweier Begleiter traf ihn das tödliche Artilleriegeschoß. Wahrscheinlich tötete ihn der Luftdruck einer krepierenden Granate; seine beiden Kameraden blieben unver-sehrt. Zwei Tage darauf, am 17. Juli, wurde er auf dem Friedhof im Emont-Wald mit allen militär. Ehren beerdigt. Ein schöner Grabstein, den das Regiment ihm setzen ließ, gibt Zeugnis von dem Ansehen, das er bei seinen Vorgesetzten und Kameraden genos-sen. ( … )
Der Bataillons-Kommandeur schreibt an die Mutter:
Ich habe Ihren Sohn gern gehabt und hoch geschätzt. Eine vollkommen lautere, reine und vornehme Gesinnung, eine ruhige Klarheit und Entschlossenheit, eine erhebende, frische Fröhlichkeit haben ihn in seltenem Maße ausgezeichnet. Offiziere und Mannschaften haben ihn gleich sehr geliebt und verehrt.“


aus: „Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920


„Der Gegner gab von Zeit zu Zeit auch gut geleitetes Einzelfeuer schwerer Kaliber auf einzelne Unterstände in vorderer Linie ab. Am 10. Juni erzielte er einen Volltreffer auf Fuchsbau 6 in Stellung O (Sappe), wobei 1 Unteroffizier und 5 Mann der 4. Kompagnie im Fuchsbau verschüttet und getötet wurden; 3 weitere Tote wurden, soweit sie gebor-gen werden konnten, auf dem Friedhof beim Eckhof begraben. Am 13. Juni wurde in T ein Fuchsbau zertrümmert und dabei 4 Pioniere und 1 Mann der 2. Kompagnie getötet. Und noch am 15. Juli, als uns das gegnerische Artilleriefeuer wenig mehr belästigt hat, fiel Leutnant Schlette, M.-G.-Komp. (früher 8. Komp.) nachts beim Gang durch den Graben am Waldrand Q einem vereinzelten Artillerieschuß zum Opfer. Auch sein Tod wurde allgemein bedauert, denn er war ein aufrechter Mann, ein schneidiger Soldat und ein trefflicher Kamerad.“

aus: „Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“, Stuttgart 1923

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