„Leutnant der Res. Walter Schlette.
2.
Landw.-Div., Landw.-Inf..-Regt., Msch.-Gew.-Komp.,
gefallen
15. Juli 1916.
Walter Schlette
ist geboren zu Balingen am 22. September 1891 als Sohn des K. Oberförsters Karl
Friedrich Schlette, nachmaligen, am 8. Juni 1916 verstorbenen Forst-meisters und
seiner Ehefrau Anna, geborene Heigelin aus Ellwangen. Er besuchte die Volks- und
Lateinschule in Balingen und nach Übersiedlung seiner Eltern anhier, 1902, des
Gymnasium in Ravensburg. Im Jahre 1909 legte er die Abiturientenprüfung ab,
trat dann als Einjährig-Freiwilliger beim Infanterie-Regiment 124, 1.
Kompagnie, ein. Nach vollendetem Dienstjahr als Unteroffizier entlassen,
widmete er sich in Tübingen dem Studium der Forstwirtschaft und sah so, von
Kindheit auf mit der Natur, mit Wald und Jagd vertraut, seinen höchsten Wunsch
erfüllt. Liebe und Freude am Studium, großer Fleiß und treue Gewissenhaftigkeit
bei demselben hätten ihm schon nach 4 Jahren die Ablegung seines ersten
Staats-Examens ermöglicht. Nahe am Ziele wurde ihm sein Vorhaben vereitelt
durch den Ausbruch des Krieges.
Am 3. August 1914
rief ihn der Mobilmachungsbefehl zum Landwehr-Infanterie-regiment 122 nach Ulm.
Nach kurzem Dienst zog er am 14. August 1914 als Vizefeld-webel und
Offizier-Stellvertreter ins Feld, zunächst an die lothringische Grenze Märsche
und Gefechte, schwere und freudige Tage teilte er mit dem Regiment. Am 3.
November 1914 wurde er zum Leutnant befördert und für seine Tapferkeit und
Unerschrockenheit mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse, auch mit der Silbernen
Verdienstmedaille ausge-zeichnet. Im Januar 1916 bezog das Regiment Stellung
westlich der Maas. Walter Schlette war inzwischen zur Maschinengewehr-Kompagnie
desselben übergetreten. Im Mai 1916 erhielt er einen 3-wöchigen Urlaub zu dem
Zwecke, seine Forstdienstprüfung abzulegen, was ihm auch mit gutem Erfolg
gelang. Während dieser Zeit erkrankte und verstarb sein Vater. Leiderfüllt
reißt er sich los von der trauernden Mutter, von den Geschwistern und zieht zum
zweitenmal hinaus in den Kampf fürs Vaterland. Am Abend des 15. Juli 1916, als
stellvertretender Kompagnie-Führer auf einem dienstlichen Gang (Nachsehen der
Maschinen-Gewehre), geriet er in einen feindlichen Feuerüberfall; inmitten
zweier Begleiter traf ihn das tödliche Artilleriegeschoß. Wahrscheinlich tötete
ihn der Luftdruck einer krepierenden Granate; seine beiden Kameraden blieben
unver-sehrt. Zwei Tage darauf, am 17. Juli, wurde er auf dem Friedhof im
Emont-Wald mit allen militär. Ehren beerdigt. Ein schöner Grabstein, den das
Regiment ihm setzen ließ, gibt Zeugnis von dem Ansehen, das er bei seinen
Vorgesetzten und Kameraden genos-sen. ( … )
Der Bataillons-Kommandeur
schreibt an die Mutter:
Ich habe Ihren
Sohn gern gehabt und hoch geschätzt. Eine vollkommen lautere, reine und
vornehme Gesinnung, eine ruhige Klarheit und Entschlossenheit, eine erhebende,
frische Fröhlichkeit haben ihn in seltenem Maße ausgezeichnet. Offiziere und
Mannschaften haben ihn gleich sehr geliebt und verehrt.“
aus:
„Schwäbische Helden Weingarten (in Wttbg.) im Weltkrieg“, Stuttgart 1920
„Der Gegner gab von Zeit zu Zeit auch gut geleitetes Einzelfeuer schwerer
Kaliber auf einzelne Unterstände in vorderer Linie ab. Am 10. Juni erzielte er
einen Volltreffer auf Fuchsbau 6 in Stellung O (Sappe), wobei 1 Unteroffizier
und 5 Mann der 4. Kompagnie im Fuchsbau verschüttet und getötet wurden; 3
weitere Tote wurden, soweit sie gebor-gen werden konnten, auf dem Friedhof beim
Eckhof begraben. Am 13. Juni wurde in T ein Fuchsbau zertrümmert und dabei 4
Pioniere und 1 Mann der 2. Kompagnie getötet. Und noch am 15. Juli, als uns das
gegnerische Artilleriefeuer wenig mehr belästigt hat, fiel Leutnant Schlette,
M.-G.-Komp. (früher 8. Komp.) nachts beim Gang durch den Graben am Waldrand Q
einem vereinzelten Artillerieschuß zum Opfer. Auch sein Tod wurde allgemein
bedauert, denn er war ein aufrechter Mann, ein schneidiger Soldat und ein
trefflicher Kamerad.“
aus:
„Das Württembergische Landw.-Inf.-Regiment Nr. 122 im Weltkrieg 1914–1918“,
Stuttgart 1923
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